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Viertes Buch.
Die beider
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Pi gnlle.
liehen "Grazie" nicht genug zu erschöpfen weiss. Ein Hauptvertreter
dieser Richtung ist Renä Främin (1674-"1 744), der in Paris vielbeschäf-
tigt war und selbst nach Spanien berufen wurde, wo er für den Palast von
S. Ildefonso Mehreres arbeitete. Am besten gelingen ihm, wie der lviehrzahl
seiner Zeitgenossen, Werke einer leichten zierlichen, ins Dekorative hin-
diberspielenden Gattung (Fig. 215).
Meistens verbindet sich mit dieser äusserlichen Eleganz ein gespreizt
kokettes Wesen, wie in Coyzevorö Neffen und Schüler Nie. Coustoro (1658--
'l733), dessen Marmorstatue Ludwigs XV. in der Sammlung des Louvre
ganz in äusserlichste, nichtigste Theater-Attitüde aufgeht. Ebendort von
ihm ein nicht minder bezeichnendes Relief: „Apollo zeigt dem dankbar ent-
zückten Frankreich die Büste Ludwigs XIV." Nicht minder manierirt
ist der jüngere Bruder dieses Künstlers, Guillaume Cozwtoze (1678
1746), wie man z. B. an dem Marmorstandbilde der Maria Leczinska in
der Sammlung des Louvre sieht, wo der allerdings weich und fein be-
handelte Kopf nicht entschädigt für die affektirte Anordnung des Ganzen.
Es ist dies ein Beispiel, wie man damals selbstin der schlichten Bildniss-
auffassung kein Genüge mehr fand. Allerlei Attribute und Allegorieen
werden herbeigequält, um eine poetisch-ideale Darstellung zmerreichen,
ohne dass man merkt, wie Alles nur auf die Karikatur einer solchen hin-
auslauft. So auch hier: „L'oiseau de Junon, pose derriere la reine, indique
aux mortels la femme de Jupiter." Schöner Jupiter! Wenn die rö-
mischen Imperatoren sich so apotheosiren liessen, so hatte das noch einen
halben Sinn; hier aber, bei der modernen Travestie des römischen Impe-
ratorenthums, sammt ihren Reifröcken, Perücken und dem übrigen kost-
baren Kostümplunder wird dergleichen zum lächerlichen Abcrwitz. Von
demselben Künstler sind die beiden manierirten Rossebandiger am Eingang
der Champs Elysees, ehemals im Schlossgarten zu Marly. Endlich sei
noch Edmä B0uchard0n(1698-1762), ein Schüler des jüngeren Coustou,
genannt, welcher das in der Revolution zerstörte Reiterbild jenes moder-
nen "Jupiter" gegossen hatte, das nach seinem Tode von Jean Bapliste
Piyalle (_1714-1785) vollendet wurde. Von letzterem sieht man in der
Sammlung des Louvre eine elegante Büste des Marschalls Moritz von
Sachsen, die einem in Marmor übersetzten Bild von Pesne gleich kommt.
Sodann arbeitete er von 1765 76 das prachtvolle Denkmal dieses aus-
gezeichneten Feldherrn für die Thomaskirche in Strassburg. Das M0-
nument, welches die ganze Sehlusswand des Chores ausfüllt, ist allerdings
durchaus malerisch, oder vielmehr wie eine grosse Bühnenscene gedacht,
aber im Einzelnen doch edler durchgeführt als die meisten gleichzeitigen
Werke. Die elegante Heldengestalt des Marschalls schreitet in vomehmer