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Viertes Buch.
wqncs.
ruzin.
Frau
Angu
wis
1er.
vonxlacquesugdrrazin(1588-1660") sieht man daselbst mehrere tüchtige
Arbeiten, unter denen namentlich die Bronzebüste des Kanzlers Pierri-
Seguier voll Leben und feiner Naturwahrheit. Auch Franpozlr Anguier
(1604-1669), den Schüler Guillains, lernt man dort als einen sehr tüch-
tigen Bildhauer verwandter Richtung kennen. An dem aus einer Marmor-
Pyramide bestehenden Denkmal der Herzöge von Longneville sind dic-
Statuen der vier Tugenden durchaus edel, ohne Manier, schlicht affektlos
in fein entwickelten Gewändern. Dagegen haben die vergoldeten Marmor-
reliefs alle gute Tradition der früheren Epoche abgestreift und zeigen sich
in wirr und übertrieben malerischer Anordnung. Die Marmorstatue des
berühmten Parlamentspräsidenten de Thou, welcher knieend vor einem
Betpulte dargestellt ist, lasst zwar eine bedeutendere Auffassung vermis-
sen, erfreut aber doch durch schlichte Wahrheit und würdige Haltung.
Wo es dagegen auf Affekt ankommt, wie bei dem Marmorgrabmal des
Johanniterritters Jacques de Souvre (T 1670), da wird Anguier unfehlbar
theatralisch. Der Ritter ist sterbend dargestellt, von einem Genius be-
trauert Auch die Marmorstatue des kühnen und unglücklichen Herzogs
Heinrich II. von Montmorency (T 1632), welche seine Gemalin 1652 errich-
ten liess (jetzt in der Kapelle des College zu Moulins), ist im Streben
nach weicher Eleganz nicht ganz tmbefangen geblieben. Der Held ruht
etwas zu anmuthig halb liegend hingegossen, in römischem Feldherrn-
kostüm; aber der Kopf ist fein und lebendig wie ein van Dyck. Seine
Gemalin dagegen, zu einer Art büssender Magdalena von Carlo Dolci sty-
lisirt, sitzt und ringt die Hände müssig im Schoosse. Die frühere Zeit
hatte sie sicher noch betend dargestellt. Von ähnlicher Feinheit der Por-
traitauifassung ist das Marmordenkmal des Herzogs von Rohan (T 1655i),
jetzt in Versailles (ebenda N0. 1892); aber die beiden Genien, von denen
der eine dem Sterbenden den Kopf stützt, der andere ihn seufzend mit dem
Herzogsmantel bedeckt, sind ganz manierirt. So ergreift das Dramatische
auch diese ernsten Denkmale, in welchen früher der Verstorbene entweder
todt oder lebend, nie aber im Momente des Sterbens dargestellt war. Auch
hier wollte der Affekt sein Recht.
Michel
Anguivr.
G irnrdon
Von zllichel Anguier, des Frangois jüngerem Bruder (1612-1686),
besitzt die Sammlung des Louvre die trelfliche Marmorbüste Colberts.
Von Franpois Girardon (1628-1715) sieht man dort eine recht lebendig
aufgefasste Bronzest-atuette Ludwigs XIV. zu Pferde, das Modell zu dem
in der Revolution zerstörten Reiter-bilde des Königs. Ausserdem eine
meisterlich durchgeführte, lebensfrische Marmorbiistc Boileaifs. Energisch
und sehr geschickt aufgebaut ist sodann die (iruppe des Raubes der Pro-
serpina, im Garten von Versailles (Fig. 214). In der Kirche der Sor-