Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Viertes Bu 
Aschaffen- 
burg. 
Brunnen in 
Augsburg. 
Neumünster daselbst das Brustbild des Veit Krebser (T 1594), doch 
im Ornamentalen nicht ohne Reiz. Von höherem Kunstiverth ist (lagegen 
in der Stiftskirche zu Aschaffenburg das eherne lüpitalvhium des Rit- 
ters Melchior von Graenroth, insehriftlich 1584 durch Hieronym-us Hack 
gegossen. Es zeigt den Ritter neben Maria und Johannes unter dem 
Kreuze knieend, an welchem ein ausdrucksvoll und edel gebildeter Christus 
hängt. Auch die übrigen Figuren halten sich frei von den Manieren der 
Zeit und, sind in einer reinen, schlichten Empfindung (largestellt, die als 
ein Nachklang der Vischersehen Auffassung erscheint. Konnte doch der 
Künstler in derselben Kirche an Werken jenes grossen Meisters und seiner 
Schule sich bilden. Vielleicht ist dieser Hieronymus ein Sohn des Jakob 
Hack, der inschriftlieh 1540 als Giesser der beiden stattlichen Messing- 
leuchter im Neumünster zu Würzburg sich nennt. 
Welch gediegenen Luxus jene üppige Zeit damals mit Erzarbeiten 
trieb, sieht man am besten in Augsburg, dessen prachtvolle Brunnen 
wesentlich. zu dem Eindruck der königlichen Maximiliansstrasse bei- 
tragen. Hier hat man aber so wenig wie gleichzeitig in Sachsen der 
Kraft einheimischer Meister zu vertrauen gewagt, sondern fast ohne 
Ausnahme zu den wichtigeren WVerken Niederländer berufen, die schon 
seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in immer grösserer Ausschliessliehlzeit 
ihre künstlerische Bildung in Italien suchten. Zeit- und Gesinnungs- 
genossen des Giovanni da Bologna, haben sie meistens einen Antheil an 
der frischeren kräftigeren Auffassung, die jenem tüchtigen Meister 
eigen ist. Der Augustusbrunnen, der alle anderen an Reichthilm 
und _Pracht übertrifft, wurde 1593 von [Iuberl Gerhard gegossen. Am 
Postament sind wasserspeiende Delphine mit nackten Kindern, dazwi- 
schen weibliche Hermen, gleich den Tugenden am Nürnberger Brunnen 
aus den Brüsten Wasserstrahlen spendend; auf den Ecken des weiten 
Beckens zwei weibliche und zwei männliche Flussgötter, Alles in ge- 
diegener Körperbildung fast ohne Manier durchgeführt. Auch die elegant 
bewegte Gestalt des Augustus, der mit huldrcich ausgestreckter Rechten 
das Ganze krönt, ist noch ziemlich unbefangen. Im Wetteifer- mit 
Gerhard schuf um dieselbe Zeit (1599) Adrian de Vries den Herkules- 
brunnen. Von allen der schönste im Aufbau, lässt er schon darin wie 
im Figürlichen erkennen, dass der Künstler in der Schule des Giovanni 
da Bologna gebildet war. Oben in lebendiger Bewegung Herkules, mit 
der Keule gegen die Hydra ausholend; am Postamente vier Najaden, 
aus Urnen Wasser giessend oder sich die triefenden Haare ausringend. 
Dazwischen nackte Kinder, lustig auf wasserspeienden Schwänen reitend. 
Alle Figuren zeigen eine kraftvolle Lebendigkeit und in den Formen noch
	        
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