Viertes Kapitel.
Die Bildnerei von
1560
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diesem Denkmal gesellt sieh nun das Gesammtmonument sächsischer Für-
sten im Chor, welches aus aeht vergoldeten Erzbildern in einer pompösen
Architektur von versehiedenfarbigem Marmor besteht. Für dieses Pracht-
werk berief man ebenfalls ausländische Künstler, und zwar für die Archi-
tektur Gio. Zllaria Nosseni aus Lugano, der dieselbe 1593 vollendete,
während die Erzbilder von dem Venezianer Pielro Boselli ausgeführt wur-
den. Auf Postamenten von Marmor knieen im Gebet die Fürsten und
Erzbilü
siichsicl
Pürste
Fürstinnen Heinrich der Fromme (T 1541), August 1., Christian 1., Anna,
Katharina und Johann Georg (T 1656). Tüehtige lebensvolle Auffassung
und meisterliche technische Durchführung bis in die feinen Einzelheiten
der reichen Kostüme zeichnen diese Werke aus. Die beiden Erziignren
der Caritas und Iustitia sind dagegen nicht frei'v0n dem manierirten
Idealstyle der Zeit. Zu alledem kommen aber noch zehn grosse und sech-
zehn kleinere gravirte Erzplatten mit Bildnissdarstellungen der fürstlichen
Familie, die von 1541 bis 1617 datiren. Wo diese Werke ausgeführt
wurden, ist nicht bekannt; vielleicht war der Freiberger Erzgiesser W 0Zf
Hilger dabei betheiligt, von dem man in der Peterskirche zu W01 gast
das etwas dekorativ aufgefasste Denkmal Herzog Philipps I. von Pommern
(T 1560) sieht.
In Nürnberg erhält sich die Erzbildnerei noch fortwährend in
sehwrmgxrollem Betriebe, aber nicht mehr auf der künstlerischen Höhe der
früheren Zeit. Die Arbeiten dieser Art erhalten zusehends nur einen de-
Bronze-
werku in
Nürnberg.
kurativen Charakter, und das Bildnerisehe an ihnen bewegt, sieh in den all-
gemeinen italisirenden Manieren der-Epoche. S0 der prachtvolle Neptun-
brunnen, welchen Georg Labemvolf, Sohn des früher erwähnten Paneraz
(S. 609) 1583 für den König von Dänemark gosstj. S0 auch der lustig
dekorative Brunnen bei der Lorenzkirehe, mit den sehr manierirten
Figuren der Kardinaltugenden, 1589 von Benediic! PVurzeZba-zeer gefertigt.
In geringerer Anlage, aber in grosser Mannigfaltigkeit legen von dersel-
selben Richtung die zahlreichen meist ornamentalen Erzbildwerke auf den
Grabsteinen des dortigen Johan nis- und des Roch u skirehhofes Zeitg-
niss ab.
Spärlicher sind die Slauren von Erzarbeiten (lieser Epoche in Würz-
burg. Stumpfer und geistloser als die früheren dortigen Arbeiten ist im
Dom die Grabplatte mit dem Flachreliefbilde Fürstbisehof Melehiors
(T 1558). Ebenfalls nur handwerklich tüchtig, ohne feineres Gefühl, im
Bronzen in
Würzburg.
'k) Ob derselbe noch vorhanden, weiss ich nicht anzugeben. In Dnppellnugp-Zv
Nachrichten von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (Nürnb. 1730)
findet man aufTaf. ll eine Abbildung.
Iiübke, Gesch. der Plastik. 44