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Viertes Buch
Heinrichs IIÖK), sodass seine Thiitigkeit in Frankreich während eines
Zeitraumes von fast vierzig Jahren nachgewiesen ist. Auch hier benrährt
sich, unter der Gunst eines glanzliebendeil Hofes und seiner Aristokratie,
die Portraitplastik noch lange in gediegenem Naturgefühl, während die
idealen Oompositionen schon zusehends dem hlanicrismus verfallen.
Weiter betheiligte sich ein französischer Bildhauer Fremin Rousscl,
der von 1540-50 in Fontainebleau arbeitete, an der Ausschmückuilg des
Grabes Heinrichs II. in S. Denis, wo unter den Bildwerken des Unter-
baucs das anmnthige Relief einer Caritas als Werk seiner Hand bezeichnet
wird. Im Louvre sieht man von ihm noch das Marmorrelief einer
schlummernden Nymphe, umgeben von Kindergenien und einem Faun,
und die ltlarmorstatue einer jugendlichen allegorischen Gestalt.
In diese Reihe gehört ferner Jean Cousin (c. 1500-0. 1589), den
wir als Maler, Bildhauer und Architekt ebenfalls in Fontainebleau be-
schäftigt finden, und der, gleich den nleisten dieser Künstler, den Ein-
fluss des Primaticcio verräthiw). Von ihm besitzt die Sammlung des L ouvre
mehrere Portraitbilder von einfacher, edler Auffassung und zwei Alabaster-
statuen von Genien, die etwas ins Unruhige und Manierirte neigen.
Sehr tüchtig in verwandter Richtung ist endlich auch Barlhälenzg;
Prieur, als dessen Hauptwerk die treffliche Marmorstatue des Herzogs
Anne von Montmoreney (T1567), ehemals in der Kirche von lliontmorency,
jetzt im Louvre, gilt. In voller Rüstung ausgestreckt, zeigt er im Kopfe
den edelsten Ausdruck einfacher Lebenswahrheit. Schlicht und still in
der Haltung, ist doch alles Starre vermieden, und selbst der Panzer zu
weicheren Formen gezwungen. Nicht minder ausgezeichnet ist die Ge-
malin des Connetable dargestellt, der Kopf voll Liebe und Güte, die
Hände von vornehmer Feinheit, und nur im Gewande verdirbt eine
kleinlich gezierte Faltenspielerei viel von dem edlen Eindruck. Elegant
ist ebendort die allerdings in der Dekoration schon schwülstige Marmor-
süule mit den drei Erztiguren des Friedens, der Gerechtigkeit und des
Ueberliusses, die von dem Monumente desselben lilarschalls von Montmo-
rency aus der Gölcstinerkirche stammen. Die Gestalten sind zwar in den
Bewegungen nicht ganz frei, aber doch ohne Atfektation und zierlich reich
in der Gewandung.
Diese Schule mit ihren schönen Traditionen, ihrer lebendigen und
klaren Relief behaudlung, der anmuthigen und meistens nur wenig gezier-
Comic de Luborde, a. a. O. I. S. 479 ff.
H) Ueber ihn vergl. Villol, Notice des tableaux du Louvre.
1860. S. 82 ff.
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