Viertes Kapitel.
Die Bildnerei von 1560
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nissen. Denn da die Plastik nun einmal vorzugsweise weltlich und hölisch
geworden War, so musste ein glänzender Hof wie der französische, der
besonders seit Franz I. die Kunst zu pflegen und von ihr sich verherr-
licheil zu lassen für eine königliche Obliegenheit ansah, der jetzigen
Bildnerei in" hohem Grade sich förderlich erweisen. Eine Reihe von
Meistern bildet die von zahlreichen Italienern eingebürgerte Auffassung
oft zu reinem Adel, immer zu hoher Eleganz und einer mitunter freilich
ins Kokette hinüberschweifenden Grazie aus.
Der vorzüglichste unter diesen Meistern ist Jean Goujon, der als
Architekt und Bildhauer bis 1562 thätig war und seine künstlerische Ans-
JeanGoujol
Fig. 211.
Diana von Jean Goujon.
Louvre.
bildung wohl Italien verdankt. Er gehört zu den wenigen Künstlern
dieser Zeit, die in der malerischen Entartung der Plastik sich einen rich-
tigen Begriff vom ächten Reliefstyl gebildet haben. Vielleieht verdankte
er dies dem Umstande, dass er seine Werke meistens für die unmittelbare
Verbindung mit der Architektur schuf. War er doch von 1555-62 am
Louvre beschäftigt, der in seinen alten Theilen eins der zierliehsten Bei-
spiele des Zusammenwirkens beider Künste bietet. Im Streben nach