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Viertes Buch
V ortreff lieh ist ferner das Reiterbild Cosimols I. auf der Piazza del Granduca
zu Florenz (1590), nicht sowohl wegen des etwas schweren Pferdes oder
gar der manierirten Reliefs an der Basis, als wegen der einfach edlen
Portraitstatue mit der wahrhaft vornehmen Haltung ohne alles Pathos.
Unbedeutender ist das aus seiner letzten Zeit stammende Reiterbild Fer-
dinand's I. auf dem Platze der Annunziata. Seine letzte Arbeit war die
Reiterstatue Ileinriehls IV., die nach des Meisters Tode von seinem Schüler
Pielro Tacca 1611 vollendet wurde, und von Welcher nur noch einige
Bmehstüeke im Museum des Louvre aufbewahrt werden. Am wenigsten
erquieklich ist Giovztnni in kirchlichen Aufgaben, wie in der Erziigur des
h. Lukas an Or S. Micchele; am manierirtesten, wenn auch oft noch
voll guter Gedanken im Relief, wie die Arbeiten an der Hauptpforte des
Doms zu Pisa und in seiner eignen Grabkapelle an S. Annunziata
beweisen.
Lmulini 1m
Andere.
Nordische
Plastik
in IPrnnk-
reich.
11- Geringer ist sein Landsmann Pietro Francavilla (Franclzevillc 1548
bis c. 1618) aus Oambray, der besonders in Florenz und in Genua
thatig war. In seiner späteren Lebenszeit (seit 1601) für Heinrich IV. in
Pztris beschäftigt, vollendete er 1618 die vier ehernen Sclaven für das
Postament des oben erwähnten Reiterbildes dieses Königs. Gegenwärtig
dem Museum des Louvre gehörend, zeichnen sich diese Gestalten durch
lebendige, wenn auch nicht schwnngreiche Bewegung und tüchtige, natur-
wahre Körperbildung aus. Ebendort sieht man noch einige Werke des
u Künstlers. Von einem andern Zeitgenossen Taddeo Landini rührt eine
der anmuthigsten und geistreichsten Brunnen-Oompositionen der ganzen
neueren Zeit, die keck und zierlich aufgebaute, auch im Figürlichen
reizend bewegte Fontana delle Tartarughe in Rom (1585). Kein Wunder,
dass man von einem zu Grunde liegenden Entwurf Rafaels spricht.
Wie jene mythologischen Kampfgruppen Nachahmung fanden, sieht man
an den von Vincenzo de? Rossi mit nüchterner Virtuosität im Saale des
Pal. Vecehio zu Florenz ausgeführten Herkuleskämpfen. Ausserdem ist
etwa noch Giio. Ball. Caccivzi zu nennen, der im Querschiff von S. Spirito
das Tabernakel ausführte. Was in Rom gleichzeitig an den damaligen
Papstgiräbern geleistet wurde, ist unglaublich schwach. Die Geistlosigkeit
halt dabei genau mit der zunehmenden Kolossalität gleichen Schritt.
Anstatt uns in eine Einzelbetrachtung der um und nach 1600 tief
gesunkenen italienischen Plastik einzulassen, wenden wir unsern Blick
nach dem Norden, wo sich die Einflüsse der italienischen Kunst lang-
samer verbreiten und die Inspirationen der "guten Zeit sich noch eine Zeit
lang in anziehender Frische geltend machen. Die bedeutendste 'l'hätig'keit
finden wir in Frankreich. 'Es entspricht das genau den aussercn Verhalt-