Viertes Kapißel.
Die Bildnerei von
1760
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begleitet von zwei andren Genien. iVenn irgend Etwas, so bezeichnen
solche hohle, prahlerische Allegorien den Verfall der Kunst. Welch eine
Kluft: trennt dieses Denkmal von den edlen Gräbern der früheren Zeit, wo
der Verstorbene in der Madonna und seiner Schutzheiligen Hut getrost
einem besseren Leben entgegenschlummerte! Nicht viel werthvoller
sind die Statuen am Grabmale des Kardinals de" Monti, welches Julius III.
um 1550 in S. Pietro in Montorio zu Rom setzen liess. Wirkungslos
und in der Composition verfehlt ist endlich der grosse Brunnen auf dem
Hauptplatze zu Florenz (1570) mit dem unglaublich lahmen, nüchternen,
wasserscheuen Neptun. _
Weit lebensvoller und selbständiger eignet sich Giovanvzi da Bologna
( 1524- 1608) i") aus Douay in Flandern die Kunstrichtung Michelangelrfs
an. Zwar haben auch seine Gestalten .etwas zu Allgemeines in Formen
und Ausdruck, aber sie sind meist prächtig bewegt, kühn hingestellt und
mit grossem Sehönheitssinn und mehr Frische als bei den meisten Zeit-
genossen durchgebildet. Sein Meisterwerk ist der eherne Merkur, der
auf einem Windhauche durch die Lüfte getragen wird, jetzt in der Samm-
lung der Uf f izie11. Giebt man ihm den allerdings wunderlichen chernen
Windhanch zu, so ist das Werk wegen der Schönheit der Linien und der
kecken Lebendigkeit wie Wegen der vollkommenen Durchführung eine der
vorzüglichsten derartigen Leistungen der ganzen neueren Kunst. Ge-
schickt und klar componirt, aber etwas zu unruhig im Umriss, und nicht
frei von Manier in den Formen ist die berühmte Marmorgiuppe des Itaubes
der Sabinerin in der Loggia de' Lanzi. (An der Basis sehr lebens-
volle, wenngleich ganz malerisch behandelte Reliefs). Ebendort die
Gruppe des Herkules, der den Nessus überwältigt, keck aufgebaut, aber
in den Formen auch schon äusserlich. Verwandter Art ist im Saal des Pal.
Vecchio die Marmorgruppe der Tugend, die das Laster besiegt. Alle
diese Arbeiten können bei unleugbar grossem Talent doch die Gleich-
gültigkeit nicht überwinden, mit der wir diesen etwas zu prunkenden
Kraftaufwand betrachten.
Dagegen gehören die Brunnencompositionen Giovannfs wegen der
tretfiichen Gesammtanordnung und der lebensvoll dekorativen Wirkung zu
den vorzüglichstcn ihrer Art. So der prächtige Oceanusbrunnen auf der
Insel im Garten Boboli, besonders aber sein hleisterwerk auf diesem
Gebiete, der 1564 errichtete Brunnen vor dem Pal. Pubblico zu Bologna.
Wie frei und stattlich steht hier der Neptun! wie naiv und lebendig sind
die Kinder, imd welch prächtige Linien bilden am Unterbau die Sirenen!
(iiuv:
-Bnl4
Nach Mm-inllris Abccedario wäre er erst 1529 geboren.