Drittes Kap
Italienische Bildnerei im ll
Jahrhundert.
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tramnerischem Briiten hingelagert. Die Gegensätze der nackten Glieder
mit der kühnen Verschiebung der Linien sind bei der Aurora und dem
Abend ganz zwanglos in herrlicher Bewegung entfaltet. Viel gezwungener
stellen sie sich im Tage und der Nacht heraus, und doch überwältigt
das majestätisch Trauervolle, wie in unendlichen Gram Verlorne in der
berühmten Figur der Nacht den Beschauer so unwiderstehlich, dass er
das unnatürliche Stützen des rechten Armes auf den linken heraufge-
zogenen Schenkel fast vergisst. Auch das herb Abstossende in den
Formen des Oberkörpers verliert wenigstens durch die grandiose Behand-
lung Etwas von dem Verletzenden. Denn so absichtsvoll und erkünstelt
hier Manches ist, so empfindet man darin doch die Gedanken eines
Geistes, der stets nur das Erhabene wollte.
Die beiden Mediceer (Fig. 209 u. 210) sind nicht Bildnissfiguren im
hergebrachten Sinne, sondern ideale Portraits der beiden Fürsten, die dem
Die beide
Medici.
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Fig. 209. Lorenzo
de' Medici
Giuliano cle' Medici.
Charakter derselben genauer entsprechen, als dies bisher zugegeben wurde.
Seit Vasari nämlich haftet an beiden eine Verwechslung der Namen, die
erst neuerdings durch Grinmi nachgewiesen worden ist. Der gedanken-