Drittes Kapitel.
Italienische Bi
dnerei im 16.
J ahrhund ert.
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schen Künsten und von der Gefährlichkeit solcher Stellung hervorrufen
muss. In S. Ginlia n 0 ist das ausdrucksvolle Hoehrelief des todten Christus,
der von zwei Engeln betrauert wird, ebenfalls von ihm. Eine tüchtige
Aktiigur stellte er in dem (Zyklopen der Zee ca hin. (Gegenüber ein un-
leidlich affektirtes Seitenstüek von Tiziano Aspelli, einem der schlimmsten
Nlanieristeil der Schule.) Zu den besseren Nachfolgern Sansovinds ge-
hören noch Desiderio von Florenz und Tiziano Minio von Padua mit
den trefflichen Reliefs am Deckel des [Paufbeekens in S. Marco. Bemer-
kenswerth durch die grosse Menge seiner allerdings ilngleiehen Schöpfun-
gen ist sodann Alessandro Villoria, der am besten für sein eignes Grab-
mal (T 1605) in S. Zaeearia gesorgt hat. Es enthält seine Büste und die
durch Lebensfülle ausgezeichneten allegorischen Figuren der Architektur
und Seulptnr. Danese Catlaneo erscheint in den Statuen des Ueberiiusses
und Friedens, der Venezia und der Ligue von (Übray am Grabe des
Dogen Lionardo Loredan (1572) in S. Giovanni e Paolo flüchtig und
manierirt.
Auch nach Neapel dringt mit demilieginn des 16. Jahrhunderts der
Geist einer grossen und freien Auffassung der Bildnerei und giebt sich
zuerst vielleicht an dem Grabmal des Andrea Carafa in S. Domenico
(erste Kapelle rechts im Querschifi" neben dem Eingang) vom J. 1508 zu
erkennen. Trefflich ist das Proiilrelief des Verstorbenen und von hoher
Anmuth die Gestalten der beiden klagenden Frauen über dem Sarkophage.
Neben diesem und einzelnen andern Werken, in denen man Horentinisehe
Hand zu erkennen glaubt, lässt sich sodann an den zahlreichen pracht-
vollen Grabmalerxi der kriegerischen Aristokratie, sowie an Altaren und
mancher einzelnen Statue die Blüthe einer recht verdienstlichen einheimi-
Sculptur in
Ne apcl
sehen Schule erkennen.
Girolamo Santacroce (1502-1537) und der an der Spitze einer
zahlreichen Werkstatt äusserst thätige Giovavzni da Nola, eigentlich Giov.
illvrliavzio (1488-1558), dem wir schon einmal (S. 632) begegneten, sind
die Izlauptträger dieser neapolitanisehen Schule, die den engen Kreis der
ihr gebotenen Aufgaben mit anmuthiger Manniehfaltigkeit beherrscht und
namentlich in der Autfassiuig der Portraitgestalten oft Lebenswahrheit und
Würde zu paaren weiss. In der Kirche von Montoliveto sieht man in
der (lritten Kapelle rechts einen Antoniusaltar von Santacroee, welcher
an der Predella eine klar entwickelte Reliefdarstellung der Fisehpredigt
des Heiligen enthält. Am Eingange derselben Kirche sind rechts und
links zwei in der Anordnung und Aussehmückung völlig übereinstimmende
Altäre aufgestellt, Erzeugnisse des Wetteifers zwischen Santacroee und
Giov. da Nola. Hier ist in der Eintheilung und Composition der Einfluss
Girolamo
Suntacro cc
Giovanni da
Nola.
Gesch
der Plastik.