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Buch.
Viertes
Arbeiten desselben in S. Antonio den späteren Meister zum Wetteifer
gereizt haben.
jl Von den übrigen Reliefs der Kapelle gehört das erste noch der
früheren Zeit an. Es soll 1512 von Antonio Wlinelli (Zi Bardi gearbeitet
werden sein. Zu den einfachsten und edelsten der ganzen Reihe gehörend
zeigt es eine Schönheit der Formen und des Ausdrucks, die auf einen von
Andrea Sansovino inspirirten Florentinerschliessen lasst. Dagegen sind die
übrigen vier Reliefs unter dem Einflüsse J ac0po's entstanden. Das zweite
schildert mit höchster Leidenschaft derBewvcgung, wie der Heilige eine von
ihrem eifersüchtigen Gemal ermordete Frau ins Leben zurückruft. Es soll
von Zuan jVlaria aus Padua begonnen, von Paolo Slella vollendet werden
sein. Eins der tüehtigsten ist sodann das achte, so schwer es auch dem
Besehauer fallen wird, darin zu erkennen, dass ein gewisser Alcardino
durch ein aus einem Hause herabgeworfenes und nicht zerbroehenes Glas von
der Wunder-kraft des Heiligen überzeugt wird. Der Künstler (man nennt
Danese Cattaneo oder Paolo Pelzwd) hat sich bewundernswürdig zu hel-
fen gewusst und dem Vorgang eine dramatische Seite abgewonnen, ohne
in Uebertreibung zu fallen. Vielmehr gehört seine Arbeit in Adel und
Freiheit der Durchbildung, besonders auch im schönen Styl der Ge-
wänder zu den vorzügliehsten der ganzen Reihe. Zu den einfacheren
und edleren zählt auch noch das fünfte Relief, welches die Erweckung
eines Jünglings von Tode schildert. Freilich neigt es ebenfalls schon
zu überstarkcr Ausladung und übertriebener Heftigkeit des Ausdrucks.
Ueber den Künstler ist man ebenso ungewiss wie bei dem vorigen.
Dagegen lernt man einen der vorzügliehsten Schüler Sansovinds in
dem dritten Relief kennen, abermals einer Todtenerweckung, durch die
Inschrift als Werk des Veronesers Girolamo Campagna bezeichnet. 0b-
wohl nicht frei von Härten, sind Anordnung und Linienführung echt pla-
stisch und die Gestalten schön und lebensvoll durehgebildet. Im Ganzen,
muss man gestehen, hat die Plastik in diesem Kampfe mit dem Unsinn
solcher Legendenstotfe sich ruhmvoll bewahrt und das Mögliche dem
spröden Gegenstande abgerungen.
Dem Campagna begegnet man auch in Venedig an mehreren tüchti-
gen Arbeitenf") Für S. Giorgio maggiore schuf er die lürzgruppe
des Hochaltars, Christus auf einer von den Evangelisten getragenen Erd-
kugel, eine bei aller Trefflichkeit der Ausführung doch in plastischer
Hinsicht höchst unglückliche Idee, die stets eine Vorstellung von akrobati-
Ü Das Einzelne s. bei J. Ihn-cklwrrll,
liehen Daten bei Mothes II. 260 H".
Cicerone.
Die geschicht-