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Viertes
Buch.
Maasse die vier sitzenden Bronzestatnetten der Evangelisten auf der
Brüstung v01' dem Hochaltare, die ihm 1552 bestellt wurden. Beträiehtlich
später (1565) entstand die kleine Bronzethür zum Sakramentsaltar
im Chore, die in ansprechender Oomposition den von Engeln ilmschwebten
Christus enthält.
mbnxäler.
Mars 1
Ncptl
Von den übrigen Arbeiten Sansovinds ist der kleine sitzende Johan-
nes auf dem Taufbecken in S. M. de' Frari (1554) eine der liebenswür-
digsten (Fig. 202); weniger freilich durch den geringen plastischen Gehalt,
als durch den Hauch einer zarten Empfindung, der in dieser Spätzeit so
auffallend ist, dass er Wie der Nachhall einer schönen Jugendstimmilng
erscheint. Um dieselbe Zeit schuf Sansovino für S. Salvatore das Grab
des Dogen Francesco Venier (T 1556). Hier sind die Statuen der Hoffnung
und der Liebe von seiner Hand ausgeführt, erstere eine seiner glücklich-
sten Schöpfungen, ausdrucksvoll und in leichter Bewegung, die andere
merklich geringer. Die Portraitstatue des Dogen in ihrer würdevollen
Auffassung erinnert an die tüchtigsten Bildnisse der gleichzeitigen vene-
zianischen Maler. Mehr noch ist dies der Fall mit der kurz vorher (1553)
entstandenen sitzenden Erzfigur des gelehrten Juristen Thomas Rangone
über dem Portal von S. Giuliano. Vom Jahre 1555 endlich datirt das
Denkmal des Erzbischofs Potacatharo in S. Sebastiano mit zwei guten
Reliefs der Grablegung und Auferstehung Christi. Zu den anziehendsten
Werken der religiösen Gattung gehört dann noch die in vergoldeter Terra-
cotta ausgeführte-grosse Madonna mit dem Christuskind und dem kleinen
Johannes im Innern der Loggetta des Marcusthurmes: wieder ein schönes
Lebensbild aus der goldenen Zeit. Geringer dagegen sind die Madonnen
in der Kapelle des Dogenpalastes und im Vorhof des Arsenals.
Endlich schuf Sansovino die beiden berühmten marmornen Kolossal-
statuen des Mars und Neptun an der Riesentreppe des Dogenpalastes
(1554- 1566). Will man ihnen gerecht werden, so muss man sie in
Gedanken mit gleichzeitigen Arbeiten verwandter Gattung vergleichen,
und man wird dann gestehen, dass sie trotz ihrer gespreizten Stellung
und trotz mancher Mängel der Form doch immer noch durch die gross-
artige Behandlung und äehtes inneres Leben einen hohen Rang unter
ihres Gleichen behauptenß")
Wegen dieser Statuen entspann sich nach dem Tode des Meisters ein Prozess;
denn der Contrakt lautete allerdings nur auf 250 Ducati, aber Sansovino hatte
blos für die Marlnorarbeit 1130 Dilcati ausgelegt, und die Statuen wurden auf
2286 Ducati geschätzt. Das Urtheil entschied dahin, dass ansser den bereits be-
zahlten 240 Ducati der Sohn Francesco Tatti noch 400 Duc. erhalten solle.