Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Viertes Buch. 
J acopo 
Sunsovinr 
Florentiner 
Arbeiten. 
il Gobbo zu nennen, von welchem die Sakristei des Deines das Marmorbild 
eines Christus an der Martersäule besitzt. Derselbe Künstler schuf auch 
die edlen Grabgestalten des Lodovico Sforza (T 1508) und seiner Gemalin 
Beatrice diEste, die ehemals in S. Maria delle Grazie, jetzt in der Certosa 
bei Pavia aufbewahrt werden.  
Der bedeutendste Plastiker Oberitaliens, der freilich seiner Abstam- 
mung und ersten künstlerischen Entwicklung nach Toskana angehört, ist 
der Florentinei- Jacopo Talli, nach seinem Lehrer Jacopo Skmsovivzo ge- 
nannt (1477--1570). Als Architekt und Bildhauer sein langes Leben 
hindurch viel beschäftigt, gehört er zu den produktivsten Meistern der Zeit. 
Schon vor Beginn seiner Laufbahn zeigte sich in ihm eine Entschieden- 
heit der künstlerischen Anlage, dass er alle Ilindernisse, Welche sein Vater 
ihm in den Weg legte, besiegte und es durchsetzte, dass man ihn zu An- 
drea Sansovino in die Lehre gab. Unter allen Schülern jenes treiflichen 
Meisters ist Jacopo der begabteste, unter allen hat er am selbständigsten 
sich nachmals einen eigenen Weg gebahnt. Wichtig war für ihn, dass er 
zeitig nach Rom kam und dort mit Eifer nach den Antiken des Belvedere 
studirte, wie er denn namentlich den Laekoon eopirte, der darauf in Erz 
gegossen wurde. Nach Florenz zurückgekehrt, erhielt er 1511 den Auf- 
trag, die Marmorstatue J akobus des älteren für den D om zu arbeiten f), 
die man daselbst noch jetzt in einer Nische des nördlichen Kuppelpfeilers 
am Mittelschiff sieht. Es ist ein ausdrueksvolles Werk von edler Leben- 
digkeit und vorzüglich feiner Durchführung. Bald darauf muss der mar- 
morne Bakchus entstanden sein, welcher jezt im westlichen Corridor der 
Uffizien aufgestellt ist. Der jugendliche Gott schreitet in übermüthiger 
Lust einher, die Schale emporhebend und mit ihr liebäugclntl, wah- 
rend die Linke eine Traube hält, an welcher ein kleiner Pan nascht. 
Einfacher und wahrer kann der Gott der süssen Trunkenheit nicht 
geschildert werden, und kaum feiner lmd lieblicher, bei aller Lebens- 
frische, in den Formen. Weiter; finden wir Jacopo 1514 beschäftigt mit 
den festlichen Vorbereitungen zum Einzuge Leo's X. in Florenz. Bezeich- 
nend ist dabei, dass er ein kolossales Pferd aus Thon bildete, welches, 
sich baumend, über einen Gefallenen dahinsprengte. Nicht unwichtig 
scheint es, die Entwicklung solcher Motive in der Kunstgeschichte zu 
verfolgen. Den gefallenen Krieger unter einem Pferde fanden wir zuerst 
bei Lionardo. Das sich baumende Ross, welches Jacopo Sansovino viel- 
leicht in die Plastik eingeführt hat, kehrt dann 1539 bei dem Reiterstand- 
bilde des Giovanni de' Medici wieder, welches Tribolo mit anderen Fest- 
Ü Sie war im 
Frühling 1513 vollendet. 
Vasari; 
Lcmonn. 
XIJI. 
5 Note.
	        
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