Drittes Kapitel.
Italienische Bildnerei im 16.
Jahrhundert.
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razzo dell' Arrengo bekannte Stadtthurm ruht. Um 1526 beginnen
dann die Arbeiten an S. Petronio, wo an den Seitenportalen der Faeade
die Verkündigung und der Sündenfall, besonders aber im Bogenfelde des
Portales zur Linken die Auferstehung Christi von Alfonsds Hand sind").
Daran schliessen sich drei zierliche Reliefs aus der Geschichte des Moses,
reehts am Pilaster desselben Portales. Noch anmuthvolle1' und feiner
sind die fünf kleinen Marmorreliefs, welche er seit 1532 am Untersatze
des Sarkophags des h. Dominicus in S. Domenico ausführte. Sie ent-
halten drei Geschichten aus der Kindheit des Heiligen, seine Aufnahme in
den Himmel und die Anbetung der Könige H). Von Thon arbeitete er
sodann für S. Giuseppe die Büsten von Aposteln und Heiligen, welche jetzt
im Chor von S. Giov. in Monte aufgestellt sind, ausdrucksvolle Köpfe
von hohem und reinem Lebensgefühl. Endlich bewährte er sich auch in
einer Arbeit kolossalen Maassstabes an dem Herkules mit der Hydra in
einem oberen Saale des Pal. Pubblico, ebenfalls eine Thonfigur.
Hier ist nun auch eine der seltenen Künstlerinnen anzusehliessen,
welche sieh der Bildhauerei gewidmet haben: Properzia da; Rossi
(e. 1490-1530) von Bologna, die sich unter dem Einduss Lombardfs
und Tribolds gebildet zu haben scheint. Zuerst versuchte sie sich mit
glänzendem Erfolg in einer acht weiblichen hliniaturarbeit, indem sie aus
Pfirsiehkernen die subtilsten Darstellungen einer Kreuzigung und ähn-
licher figurenreieher Scenen schnitt. Als man gegen 1525 an die Aus-
schmüekung von S. Petronio ging, bewarb sie sich mit einer in hiarmoi-
ausgeführten Büste des Grafen Guido Pepoli um einen Antheil an der Ar-
beit; 1525 und 1526 finden wir sie mit der Ausführung von Entwürfen
Tribolds dort beschäftigt. In der Oamera von S. Petronio sieht man
jene Büste und das Relief des vor "Potiphars Weib fliehenden JosephtH),
worin sie nach Vasari eine eigene Herzensgesehiehte gesehildert haben
soll, was immerhin bezeichnend ist für die moderne Zeit und mehr noch
für die weibliche Thätigkeit mit ihrer Subjektivität. Von ihr rühren auch
die beiden grossen Engelgestalten, Welche neben Tribolo's Ilimmelfahrt
Nlaria in der Cap. Zambeceari an S. Petronio sich finden.
Ganz besondere Wege schlagt um dieselbe Zeit Antonio Begarclli
von Modena ein, der bis 1565 lebte und in gewisser Hinsicht als Fortsetzer
der frühen daselbst durch Mazzoni vertretenen Richtung anzusehen istT).
Pruperziax
dc' Russi.
Antonio
Begarelli.
Ü Letztere wurden ihm 1526 verdungen. Cf. Vasari, ed. Lemonn. IX. S. 11.
Note. Abgeb. bei Cicognzzrlz II. tav. 40.
i") Der Contmkt datirt vom '20. November 1532.Eine Abb. bei Cieogzrvrzra I. fav. 9_
Eine Abb. bei Cicognarez II, tzw. 52. T) Jan. Burclelrardl a. a. O; 6-15 H,
gibt eine tremiehe Charakteristik Begarellis und eingehende Analysen seiner Werke.