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Viertes
Buch.
Svhnifz-
altäre.
Reste der maurischen Herrschaft zerstört, den modernen Staat mit kräfti-
ger Hand an die Stelle mittelalterlicher Verfassungen setzt und endlich
auch dem grossen Christoph Columbus zu seiner Entdeckung des neuen
Welttheiles die Hand reicht, auch die moderne Kunst in Spanien einführt.
Im 15. Jahrhundert sind es überwiegend flandrische Einflüsse, welche
zuerst der spanischen Kunst eine Anregung gaben. Zugleich scheinen aber
deutsche Bildhauer besonders die Holzschnitzerei gefördert zu haben,
denn Spanien ist das einzige unter den romanischen Ländern, welches
mit Vorliebe für die prachtvollen hoch aufgethürinten Altäre die Schnitz-
arbeit zur Anwendung bringt. Um den Beginn des 16. Jahrhunderts be-
ginnen aber die Zuzüge italienischer Künstler und Kimstwerke, die dann
den Styl der Renaissance auch in Spanien einbürgeln. Unter solchen Ver-
hältnissen erhebt sich nun. in Spanien etwa seit den achtziger Jahren des
15. Jahrhunderts eine Reihe von eingebornen Künstlern, welche, getragen
von dem Aufschwung des nationalen Lebens, sich der fremden Formen
bemächtigen und daraus einen eigenen Styl schaffen, der die nordischen
und südlichen Einiiüsse durch Schwung der Phantasie zu glanzvollen Wir-
kungen zu verbinden weiss. Eine genaue Kenntniss der spanischen Kunst
dieser Epoche mangelt uns freilich noch, und es wird gerade hier der
eigenen Anschauung bedürfen, um die vereinzelten spärlichen Notizen zu
einem lebendigen Bilde zu verarbeiten.
Die Schnitzaltare bestehen wie die deutschen aus zahlreichen Abthei-
lungen über und neben einander, die mit bemalten Statuen, l-Iochreliefs
und Gemälden in einzelnen Feldern sowie in baldachinbekrönten Nischen
geschmückt sind. Ein Prachtwerk dieser Art ist der Ploehaltar des Doms
von Sevilla, von 1482-1497 durch Dancart und Bernarilo Ortcga
gearbeitet Noch grossartiger thürmt sich der Hauptaltar des Doms
von Toledo auf, der um 1500 durch Diego Copm und Peti Juan ausge-
führt wurde. Auch die Kathedrale vön Burgos besitzt einen prachtvollen
Altar dieser Art.
Andere
kirchliche
Sculpturcn
Ausserdem werden die Kirchen an Portalen und Facaden, mehr aber
noch im Innern an den Ohorschranken, den Wandnischen, in besonders
reich angelegten Kapellen in verschwenderischer Weise mit plastischen
Werken ausgestattet. S0 der Chor des Doms von Sevilla, welchen Nufro
Sancllez mit Sculpturcn schmückte; ebendort die Portale der Facade und
der Seitenschiffe mit Terrakotten von Lope Marin (1548); so die Fäcade
des Domes von Huesca, an welcher Juan de Olotzaga die kolossalen
in Spanien,
Diese und andere Angaben nach Cavoda, Gesch. der Baukunst
übers. von P. Heyse, herausgeg. von F. Kugler. Stuttgart 1858.