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Viertes
Buch
vier Marnxorreliefs mit der Geschichte Susannzfs; das Ganze ein Prunkstück
Plastik ir
England.
Tewkesbury.
West-
minster.
Taufbecken
(irablniiler.
Gräber in
West-
minster.
ersten Ranges.
In England, wo die Bildnerei im Laufe der vorigen Epoche zwischen
starken fremden Einflüssen und schwachen selbständigen Versuchen
schwankte, scheint man sich mehr und mehr von der Unfähigkeit, zu einem
charaktervollen eigenen Style durehzudringen, überzeugt zu haben. Man
findet es bequemer, fremde Künstler herbeizuziehen und diesen die bedeu-
tenderen Aufgaben zu übertragen. Wie Hans Holbein in der Malerei, so
beherrschten andere auswärtige Künstler in der Plastik das Feld. Wo
wir dies durch bestimmte Namen und Daten nicht erhärten können, liefert
der Charakter der Kunstwerke selbst den klarsten Beweis.
Ein später Nachklang mittelalterlicher Behandlungsweise sind die
Reliefs der Abteikirche von Tewkesbury, die bei deutlich hervorbre-
ehender Auflösung des alten Styles doch in Bewegung und Gewandung
noch germanische Motive verrathen. Sodann spricht sich mit grosscr Be-
stimmtheit der Einfluss der gleichzeitigen deutschen Kunst in den Engel-
und Apostelstandbildern der von 1502-1509 erbauten Kapelle Heinrichs
VII. in Westminster aus. Aber auch früher schon, in den letzten De-
cennien des 15.J ahrhunderts, begegnet uns derselbe Einfluss an mehreren
reliefgeschniückten Taufbecken. Eins der schönsten, etwa um 1470
entstanden, ist das der Kirche zu Wals in gh am in Norfolk. Es enthält
an seinen acht Seiten die Kreuzigung und die sieben Sakramente in rei-
zenden, lebendig durchgeführten Darstellungen voll geistreicher Frische.
An Feinheit und Anmuth stehen sie den zierlichsten schwäbischen Arbei-
ten dieser Art nahe. Aehnlichen Taufsteinen begegnet man in den Kirchen
zu East-Dereham (14.68) und Worsted, beide in Norfolk.
Für die Grabdenkmäler kommen die gravirten Erzplatten auch hier
in dieser Epoche mehr und mehr in Gebrauch. Die meisten Arbeiten dieser
Art scheint man aus den Niederlanden erhalten zu haben. Unter den
umfangreicheren Monumenten steht das oben (S. 439) besprochene War-
wiek-Denkmal, das noch in den Anfang dieser Epoche hineinreicht, als
eins der praehtvollsten an der Spitze. Aus der Frühzeit des 16. J ahrhun-
derts (um 1509) datirt dann das rnarmorne Grabmal des Sir Giles Daubeny
in Westminster. Es stellt den Ritter nach herkömmlicher Weise im
Panzer steif ausgestreckt dar, die Hände zum Gebet gefaltet. Der Kopf
ist gut und einfach, dabei charaktervoll behandelt. Bedeutender-jedoch
sind einige andere Denkmäler daselbst, welche von dem Florentinei- Pietro
Torrigiano ausgeführt wurden. Dieser hatte als Mitschüler von Michel-
angelo und anderen Zeitgenossen im Garten der Medici den Unterricht
Bertoldds, des Schülers Donatellds genossen. Da er einst aber im Jahzoril