Zweites Kapitel.
Nordische Bildnerei yon 1450
1550.
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(T 1540), die mit dem (redlich charakterisirten Kopf und dem Hiessend
feinen Gewandsty] wieder an Viseliers Werkstatt erinnert. Stumpfer und
handwerklicher dagegen ist die Erztafel Bischof Melchiors (T 1558) be-
handelt.
Im übrigen Deutschland treten Erzarbeiten dieser Epoche nur ver-
einzelt auf. In der Marienkirche zu Stendal sieht man ein Taufbecken
Im übrigen
Deutschland.
mit der Jahreszahl 1474. Es enthält unter acht geschrveiftexi Spitzbögen
schwerfallig kurze Figürchen von Heiligen; unten am Fuss die Gestalten
der Evangelisten, nach alter Wunderlieher Symbolik mit den Köpfen ihrer
betreffenden Thiere versehen, wobei natürlich Matthäus amrbesten fahrt.
Von einem Meister Hans von [Köln stammt das Taufbecken in der Marien-
kirehe zu Salz Wedel, vom Jahre 1520, sammt seinem prachtvollen Gitter,
weniger durch selbständigen Bildschmuck als in dekorativer Hinsieht
durch seine glänzenden spätgothischen Formen bemerkenswerth. Etwas
später ist das mehr antikisirende Taufbecken der Stiftskirche zu Emme-
rieh, dessen Schale auf zierlichen Sirenen ruht.
Eine der glänzendsten Leistungen vom Ausgang der Epoche finden
wir in dem Denkmal Kaiser lllaximilians in der Hofkirche zu Innsbruck.
Salzwedel
Emmerich.
Von dem Antheil, Welchen P. Vischer daran hat, War schon oben die Rede.
Das Ganze ist aber jetzt im Zusammenhange zu besprechen als die pomp-
hafteste Verherrlichung, welche, ganz im Sinn der Neuzeit, ein Fürst hier
durch die weltlich gewordene Kunst erfahren hat. Ein kolossalei-Marmor-
sarkophag erhebt sich inmitten der Kirche, umgeben von 28 gegen acht
Fuss hohen ehernen Standbildern von berühmten Helden, von Ahnen und
Verwandten des österreichischen Herrseherhauses. Den Plan des Werkes
scheint der Kaiser selbst gefasst und um 1508 mit dem gelehrten Konrad
Peutinger von Augsburg festgestellt zu haben In Augsburg sollte dann
noch in demselben Jahre mit dem Guss der einzelnen Standbilder begonnen
Werden. Ein sonst nicht bekannter, aber allem Anscheine nach bewährter
Künstler Joerg zlluschgat hatte die Modelle anzufertigen, welche von Ilans
und Laux Zolmamz in Erz gegossen werden solltenti"). Noch ein dritter
Giesser Lorenz Sarlor wird dort 1510 genannt. Aber zugleich war des
Kaisers Hofmaler Gilg Sessisclzreiber "von Augsburg," wie aus einem
kaiserlichen Schreiben aus Kaufbeuren vom 23. Mai 1509 hervor-
Innsbruck.
Denkmal
Kaiser
Maximilians.
Einen noch reicheren Entwurf, 37 Standbilder umfassend, fand ich in einem
Manuscript der Museumsbibliothek zu Innsbruck.
H) Die urkundlichen Daten linden sich im Tyroler Künstler-Lexicon. Innsbruck
1830), in Hcrbergerlv Konrad Peutinger etc. und vollständig zusammengestellt in
Nagleräc Monogrznnmisten I. S. 480 ff.