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Viertes Buch.
Denkm. 1.1
Krakau ,
Hechingen, welches wie es scheint vor 1510 angefertigt wurdeft) Peter
Vischer als Urheber angenommen wird, so dürfte nur etwa die Ausfüh-
rung des Gusses in seiner Hütte nach einer fertig gelieferten Vorlage er-
folgt sein. Vielleicht aber liegt es naher, an das damals ebenfalls kunst-
reiche Augsburg als Entstehungsort zu denken, da dort mehrere Giesser
und Bildhauer um jene Zeit rührnlich erwähnt werden.
Aus derselben Zeit Wie jene Grabniäler zu Römhild (1510,) da-
tirt das prächtige eherne Denkmal des Kardinals Friedrich, eines
Sohnes Königs Kasimir IV. von Polen, im Dom zu Kratkauxt). Es
besteht aus zwei grossen Erzplatten, von denen die eine in einge-
grabenen Linien die edle Gestalt des Verstorbenen, die andere in
{einem Flachrelief den Kardinal knieend vor der seitwärts sitzenden
zu Wiirz.
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Viscll
gekrönten lllariat darstellt. In naiver Bewegung streckt das Christus-
kind dem Betenden .das Händchen entgegen. Islintcr dem Kardinal
schreitet der Schutzpatron Polens, S. Stanislaus, an der Hand einen
Todten führend, den er nach der Legende zum Leben erweckt hat. Wohl
mag diese Tafel in der Vischersehen Werkstatt gegossen worden sein; aber
der schärfere Realismus, das befangenere Naturgefühl und der etwas knitt-
rige Styl der Gewänder sprechen gegen die Urheberschaft Peter Visehers.
Weit eher möchte ich den Entwurf einem von Veit Stoss angeregten Künstler
zuschreiben. Dagegen scheint mir noch ein achtes WVerk Visehers die
später zu bespreehende Grabplatte des Fürstbisehofs Lorenz von Bibra
(T 1519) im Dom zu Würzburg.
Von den Söhnen des Meisters nennen wir Hernzann Fischer als den
ältesten zuerst. Von ihm rührt das Grabmal Johanns des Bestätntligren in
der Sehlosskirehe zu Wittenberg vom Jahre l534l1er. In der rlnordnung
und Auffassung sehliesst es sich dem an der gegenüberliegendmi Wand
aufgestellten Denkmal Friedrichs des Weisen an, ohne dasselbe jedoch in
Kraft der Charakteristik und Reinheit des Styls zu erreichen. Wenn indess
der Kopf etwas matter im Ausdruck erscheint und das Gewand von
etlichen unruhigen Brüchen sieh nicht frei halt, so bleibt doch das Ganze
noch sehr werthvoll. Aueh das eherne Grabmal des Bischofs Sigmund
(T 1544) in der Vorhalle des Doms zu Merseburg soll von (lemselloen
Meister stammen. Von Johann (Jakob?) Vzlrclzer besitzt die Stiftskirche
zu Aschaffenburg eine Grabtafel mit dem llochrelief einer Maria. mit
Vergl. Diilnuu-äv Aufsatz im Anzeiger des Gcrm. Mus. März, 1853. Eine
wie es scheint im Ganzen ßtylgotreue Abb. gabG. Ebcrluiu in den Jahresheften des
XVürtemb. Altcrth. -Vcr.