Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Zweites Kapitel. 
Nordische Bildnerei von 1450 
1550. 
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welchem von irgend einer persönlich künstlerischen Theilnahme für das 
Werk gar nichts dureliklirlgfm). Ohne Zweifel war es eine fremde 
Arbeit, deren GUSS lediglich man der berühmten Vischersehen Hütte über- 
trug. Dem entspricht auch die etwas llaue und stumpfe Müdellirung, 
welche mit der technischen Gediegenheit des Gilsses contrastirt. Uebrigens 
enthält die Tafel nur Inschrift, Wappen und dekorative Zilthaten.  
Werthvoller ist ein andres rein dekoratives Werk, das seiner zierlichen 
Renaissaneeformen wegen wohl ebenfalls auf die Vischersehe Werkstatt 
zurückgeführt werden muss: ein bronzencr, auf vier Pilastern ruhender 
Baldaehin in der Stiftskirche zu Aschaffenburg, das Grab der h. Mar- 
garetha bezeichnend. Die feine und phantasievolle Behandlung der Deko- 
ration, die lebendig bewegten Engel, welcheoben als Leuchterhalter knieen, 
weisen auf Vischersche Arbeit. _  
Weiterhin ist hier eine Anzahl werthvoller Denkmäler anzureihen, 
die mit Wahrscheixilichkeit als Erzeugnisse der Visehersehen Werkstatt 
betrachtet werden. So in der Kirche zu Römhild die Denkmale Henne- 
bergiseher Gmfeniidi). Das frühere irurde verinuthlich gegen 1490 dem 
(lrafen Otto IV. noch bei Lebzeiten errichtet und stellt denselben in einer 
lebensgrossen Erzstatue frei vor der Wand auf einem Löwen stehend, und 
in voller Rüstung dar. Erscheint hier die Auffassung voll individuellen 
Lebens, so erhebt sieh dieselbe zu noch reieherer Durehbildung in dem 
treffliehen zwischen 1507- l 510 ausgeführten Doppeldenkmal des Grafen 
Hermann VIII. und seiner Gemahlin Elisabeth. Namentlich zeigen die 
lebensgrossen auf dem Deekel des Sarkophags ruhenden Gestalten der 
Verstorbenen einen seltenen Adel der Charakteristik, die besonders in den 
Händen und im Gesicht der Dame sich zu klassischer Lauterkeit erhebt. 
Diese Hauptgestalten stehen der Auffassung Peter Visehers so nahe, dass 
es schwer fallt sie ihm nicht zuzuschreiben, und dass selbst das Fehlen 
seines Monogramms mir nicht als genügenderGegenbeweis erscheint. An 
den kleinen Nebenfiguren herrscht grösstentheils der langfaltige Gewand- 
styl des Sebaltlusgrabes, jedoch in geringerer Durchführung. Andere 
dieser Statuetten befolgen sogar die seharflarüehige Gewandbehzrndlnng 
der übrigen Nürnberger. Nach alledem mögen diese Nebenfiguren wohl 
in Visehers Werkstatt, aber von untergeordneten Händen gearbeitet sein. 
Wenn dagegen auch für das eherne Grabdenkmal des Grafen Eitel 
Friedrich von Zollern und seiner Gemalin, in der Stadtkirche zu 
Deukmnlc zu 
Rülnhild. 
I) S0 Kugler, K1. Schriften II. S. 652. Anm. 2. 
H) Ilerausgcg. von A. Dölmer (München 1840). 
in lfugl(rr'a' K1. Sehr. II. (348 H". 
Vergl. 
die gründliche Analyse
	        
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