Zweites Kapitel.
Nordische Bildnerci von
1550-
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geschworcnen Meistern des R0thschmiede-Iiandwerks dennoch als Meister-
stück zurückgewiesen wurde, so bleibt kaum etwas Anderes zu vermutheii
übrig, als dass der Vater ihm den Entwurf dazu angefertigt, mindestens
ihm dabei wesentlich beigestailden habe. So erklärt sich denn Yielleicht,
warum der Nürnberger Rath unterm 22. Mai 1532 abermals diese Arbeit
als Meisterstüek geltend machen will, mit dem Bemerken, Peter Vischer
bestehe damit als Meister gar wohl, wenn er auch die Meisterstücke nicht
immer in vorschriftsmätssiger Ordnung mache. Oder sollte der alte Kunz
Rösner Recht haben, wenn er in seiner handschriftlichen Chronik von
Nürnberg sagt, „Peter habe den Vater in Kunsten übertroffen"?
Andere beglaubigte WVerke Peter Vischers des älteren kennt man nicht.
Und doch glaube ich eine bisher kaum beachtete bedeutende Arbeit ihm mit
l1oherWahrscheinlichkeit zuschreiben zu können. Wir erfahren durch Baa-
der), dass im Jahre 1513 der Meister mit Aufträgen für das Grabmal Kaiser
hlaximilians beschäftigt war; und zwar handelte es sich nicht um blosseu
(luss fremder Modelle, sondern der Nürnberger Gesandte Kaspar N ützel
berichtet im Juni desselben Jahres dem Kaiser, er habe Peter Vischer be-
sucht und „ der pild ains, darzu er den form hat gantz zugericht," soweit
vorgeschritten gefunden, dass es in den nächsten drei Wochen „vngeuer-
lieh" gegossen werden könne. Dieses "Bild" glaube ich an dem berühmten
Denkmale des Kaisers in der Hofkirchc zu Innsbruck nachweisen zu kön-
nen. Es ist das Standbild König Arthurs von England (Abb. auf S. G14)
nicht blos von allen das edelste, durch ruhige schlichte Schönheit und voll-
endete Meisterschaft der Durchführung ausgezeichnet, sondern wie zur
ausdrücklichen Bestätigung sogar mit der Jahrzahl 1513 bezeichnet, der
frühesten die man an dem gesammten Denkmal findet. Ob dagegen die
übrigen Bildwerke, welche der Meister für denselben Zweck versprochen
hatte, zur Ausführung gekommen sind, vermag ich mit Sicherheit nicht zu
entscheiden. Doch steht die Statue König Theodorichs, ebenfalls mit "1513
bezeichnet, wenngleich minder fein modellirt und durchgeführt, im geisti-
gen Ausdruck jener ersteren so nahe, dass ich den Entwurf ebenfalls
Vischer zuschreibe. Archivalische Forschungen, von Hrn. Schoenherr zu
Innsbruck angestellt, ergeben, dass beide Bilder nicht zu den dort ge-
gossenen zahlen. Dass aber Vischcr wirklich für das Grabmal Arbeiten
ausgeführt, erhellt aus einem Briefe Kaspar Nützefs vom Jahr 151.7,
dessen Abschrift ich Hrn. Baader verdanke, und in welchem der Gesandte
im Auftrage des Kaisers mit dem Rath zu Nürnberg wegen Bezahlung Meister
P. Vischers für die zum Grabmal desselben gelieferten Arbeiten unterhandelt.
Ausserdem arbeitete P. Viseher in den letzten Jahren seines Lebens
ein prachtvollcs Gitter für das Begrttbniss der lfllggßl" in Augsburg. Aber