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Gegensatz zu der (lcmüthigen Innigkeit der Jungfrau. Die (lewänder
liiessen in grosscm klarem Wurf, der indess bei Maria nicht ganz unge-
sucht ist. Nicht minder vorzüglich erscheint ein anderes Relief, ebenfalls
vom Jahre 1521, im linken Seitenschiff des Doms zu Regensburg, das
Grab der Frau lllargarethat Tucher bezeichnend (Fig. 190). Es stellt die
Begegmlng Christi mit den Schwestern des Lazarus dar und zeigt in den
Gewändern wie in der Architektur des Hintergrundes noch entsehietlnere
lüinivirkung der Renaissance. In Gomposition und Empfindung unüber-
trefiflich edel, erscheint die Ausführung etwas trockner als die der vorigen
Werke. Sodann gehört das Flaehrelief einer Grablegung in der AQglGlOII-
kirchc zu Nürnberg vom Jahre 1522 und mit dem lllonogramm Peter
Vischers bezeichnet, hiehcr. Es ist gewiss eine Erfindung des Meisters,
wie aus der Innigkcit des Ausdrucks, der schönen Anordnung und dem
Adel des Formgeftihls hervorgeht. Meisterlich ist auch der Oberkörper
Christi behandelt, ebenso der herabhängende Arm, höchst edel der Kopf
in seinem verklärten Schmerz. Aber gewisse Mängel in der allerdings
schwierigen Verkürzung des Körpers lassen darauf schliessen, dass der
Entwurf durch die ausführenden Hände eines Anderen, vielleicht eines sei-
ner Söhne gegangen ist.
Höchst bedeutend sodann zwei grosse Grabdenkmäler aus den letzten
Lebensjahren Vischers, die seine Kraft noch ungemindert, sein Schönheits-
gcfühl ungetrübt zeigen. Das eine liess sich der Kardinal Albrecht von
Brandenburg 1525 in der Stiftskirche zu As chaf f e n bu r g setzen. Es stellt
in mässigem Relief die lebensgrosse Gestalt des Kirchenfiirstcn dar, gross-
artig in Würdevoller Haltung, die Gewänder in prächtigem Wurf und rei-
cher geschmackvoller Damaszirung. Der ausdrucksvolle Kopf ist von
mächtiger Bedeutung und enthält alle Elemente einer prägnanten Charak-
teristik, aber geläutert unter dem Einfluss eines idealen, auf das Wesent-
liche und Grosse gerichteten Sinnes. Nur Holbein hat gleichzeitig in
Deutschland solche Charakterbildcr geschaffen. Das zweite noch vorzüg-
lichere, ein wahrer Triumph der Plastik, ist das Denkmal Kurfürst Fried-
richs des Weisen in der Schlosskirche zu Wittenberg, vom Jahre 1527.
In einem schlichten Renaissanceralnnen erhebt sich die Reliefgestalt des
Fürsten, eine der herrlichsten Portraitfigurcn, voll Feuer in den blitzenden
Augen, voll Geist und Lebenskraft. Der dichte, krause Bart entspricht
der kernigen lltannhaftigkeit der Gesichtszüge und der ganzen Erschei-
nung. Der kurfürstliche Mantel ist in wuchtigen Idalten gebrochen und
doch bis in's Kleinste durch feine Motive belebt. Ist (lies herrliche Denk-
mal wirklich von dem gleichnamigen Sohne unseres llrlcisteins gearbeitet
worden, wie Baader angiebt, und ist es dasselbe Werk, Welches von den