Erstes Buch.
sein Privatleben sind mit unermüdlicher Ausführlichkeit geschildert. Das
Alles fanden wir auch schon zu Niinrud. Aber während dort das Relief
sich in einer gewissen Knappheit bewegt, mit wenigen kräftigen Zügen,
die ohne merkliche Veränderung immer wiederkehren, ist in Knjjundsehik
Alles reicher, lebendiger ausgeführt und mit einer unerschöpflichen Fülle
neuer Einzelzüge ausgestattet. Der wortkarge, etwas stereotype Chronist
von Nimrud wird in Kujjilntischik zum orientalisch redseligen Erzähler
von Jagd- und Kriegsgesehiehtcn, der in Seine Berichte Alles ziufiiimmt.
was eine vielseitige, scharfe Beobachtung des Lebens ihm an genrehaften
Details geliefert hat. So wird die Schilderung hier zu einem farbenreitvhcn.
in aller Breite und Fülle durchgeführten Bilde des Lebens, das um so
frischer wirken musste, da ursprünglich theilweis eine kräftige Kolorirung
bei allen assyrisehen Sculpturen die Wirkung verstärkte.
Durchmustern wir zunächst die Kampfscenen, so finden wir kein Ende
in Betrachtung des Reiehthums, mit welchem die ganze Wirklichkeit vor
uns aufgerollt wird. Eine Reihe von Platten stellt, wie es scheint, einen
Kriegszug Sennaeheribs in das südliche Babylonien dar. Die Gegend ist
genau charakterisirt, das sumpfige Marschland durch zahlreiches Schilf
angedeutet; im Strome schwimmen Fische und grosse Krabben, die mit
ihren Scheeren kleinere Fische gepackt halten. Eine befestigte Stadt wird
von den Assyrtern belagert; die Krieger marschiren in einem Walde von
Palmenbäiumcii und Cedern, um deren Stämme und Zweige sich Wein-
rankeil winden; die Bäume mit ihrem Nadelholz, die zierlichen Wein-
blätter und die Trauben sind bis in's Kleinste mit imtibertrefflicher Zart-
heit ausgeführt. Dann wieder wird mit derselben Sorgfalt der Triumph
über die Feinde dargestellt. Die Krieger bringen ihrem Herrscher als
schreckliche Siegeszeichen die abgehaucnen Köpfe der Feinde dar, (lcren
Zahl gewissenhaft von einem Schreiber auf ein Täfelcheil verzeichnet wird.
Wenn hier und in ähnlichen Seenen Reihen von gleichartigen Gestalten
aufmarschiren, so zeigen sie nicht, mehr die Monotonie, welche die frithere
Kunst solchen Gegenständen gab; vielmehr wird überall in der Haltung
des Körpers, im Schreiten oder in der Bewegung der Arme Mannigfaltig-
keit dcr Motive erstrebt und oft mit vielem Glück erreicht. So sieht 1nan_
Schaaren von Kriegern hintereinandci- reitend, wobei nicht bloss die
Pferde bisweilen sich umwendcn, sondern auch die Reiter in mannigfache
Weehselbezielnuig zu einandci- gebracht sind. Ueberaus lebendig ist
die Darstellung eines Sieges Assurbanipals über die Völkersehaft von
Susiana, besonders auffallend erscheint dabei "die unverkennbare Lust,
mit welcher eine ebenso zierliche als sorgfältige Meisselftihrung im Schil-
dern 'von Grausamkeiten schwelgt. Man sieht haufenweis übereinander