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Viertes Buch.
Verbreitul
des Erz-
gusses.
der Stt-tdtkirche zuWittenberg gegossen hat. Es folgt in seinem figür-
lichen Schmuck noch den Tlraditionen gethischer Kunst und zeugt keines-
wegs von einer höheren Begabung. Auch sonst ragt, was in diesen Ge-
genden an ßl'oiizexv'ei'ken geschaifen wurde, nicht über das Mittelmiissige
hinaus. Mehrere Grabplatten im Dom zu Bamberg liefern dafür Belege.
Die älteste von ihnen scheint die des Bischofs Georg I. (T 1475) zu sein.
In ihr ist das realistische Streben der Zeit noch keineswegs zu günstigen
Erfolgen gelangt; denn die Haltung erreicht nicht mehr den schönen
Schwung früherer Werke und leidet dafür, anstatt eine freicre Natürlich-
keit zu bieten, an unlebendigcr Steifheit. Auch die Grabplattxz Bischof
Heinrichs IIL, die laut Inschrift 1489 gefertigt wurde, erscheint in ähn-
licher Richtung als ein mittelmässiges Werk, bei welchem namentlich die
schlecht gezeichneten Hände auffallen. Aehnliches gilt von den Grab-
platten der Bischöfe Vitus I. (T 1503) und Georg II. (T 1505), die gleich
jenen im lillachrelief die Gestalten der Verstorbenen zeigen: handivc-rklich
wackere Arbeiten, nalnentlich durch saubere Ausführung der reichen Da-
maszirung in Gewändern und anderen Beiwcrken aehtungswerth, auch im
Styl des Faltenwurfes wohlverstztnden, aber doch immer etwas stumpf und
ausdruckslos. Wenn daher mehrere dieser Werke auf Peter Vischer zu-
Eherne
Griiher zu
Bamberg.
rüekgeführt werden, so kann man das nur in dem Sinne gelten lassen, dass
der Guss in der berühmten Viseherschen Werkstatt zu Nürnberg ausge-
führt wurde. Als Zeugnisse seines Geistes und seiner Kunstrichtung dürfen
"solche Arbeiten untergeordneten Ranges uns nicht aufgedrängt werden.
Diese Auffassung ündet eine Bestätigung in der urkuiullielien Notiz, dass
jenes Denkmal Bischof Georgs II. zwar in der Visehe1-'sehei1 Werkstatt
gegossen wurde, aber nach dem Entwurf des Bamberger illalers Wolfgang
Katzheilnnrrft) o
Welchen Bedarf übrigens das einzige Bamberg in jener Zeit an
bronzenen (irabplatten hatte, erfahrt man bei einem Ueberblick der in der
Sepultur des Domes vorhandenen Denkmäler dortiger Domherren, Pröpste
und Dreehanten. Dem frühesten dieser Werke vom Jahre 1414 sehliessen
sich aus den letzten Deeennien desselben Jahrhunderts noch fünf andere
an, von denen die beiden älteren von 1464 und 1475 die Gestalten der
Verstorbenen nur in eingegrabenen Umrissen geben. Mit dem Denkmal
des Domherrn Erhard Truehsess von Wetzlmusen (T 1491) beginnt die
Reihe der Reliefwerke. In den beiden ersten Decennieu des 16. Jahrhun-
derts sind sodann vierzehn ähnliche Tafeln, darunter nur eine in vertiefter
Arbeit, hinzugekommen. Gegen 1520 nimmt der Luxus in (lieseil Werken
Beschr.
Hnller,
der bisch.
Gmbl
Dom zu Bzunberg S.