Zweites Kapitel.
Nordische Bildnerei von 1450
1550.
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vom Ende des 15. Jahrhunderts in ganzer Bestimmtheit repräsentiren,
zeigen im Dom die anmuthigen Figuren dreier weiblicher Heiligen einen
etwas früheren und weicheren Styl.
In Frankfurt a. M. ist auf dem Kirchhofe des Domes die Gruppe
Christi am Kreuz sammt den Schächern und den trauernden Frauen eine
tüchtige Arbeit vom Jahre 1509. Reichere Ausbeute gewahrt aber auch
jetzt Mainz mit den Bischofsgräbern des Domes, die meist in pracht-
voller Entfaltung den fortgeschrittenen Styl der Epoche zur Geltung
bringen. So der markige Denkstein des Erzbischofs Diether von Isenburg
(1482) und zwei Jahre später das würdevoll schlichte Grabmal eines
Domherrn Albert von Sachsen. Etwas herber im Styl, namentlich in dem
eckig gebrochenen Faltenwurf erscheint der Denkstein des Domdechanten
Bernhard von Breitenbach (1497). Grössere Fülle und höheres Lebens-
gefühl zeigen schon die Grabmäler der Erzbischöfe Berthold von Henne-
berg (1504) und Jakob von Liebenstein (1508), sowie der des Erz-
bischofs Uriel von Gemmingelr (1514), der am meisten den Arbeiten
Riemenschneiders verwandt ist. Alle diese Werke folgen in der Archi-
tektur noch dem gothischen Style. Ein tüchtiges Denkmal verwandter
Richtung findet man in Trier in der Liebfrauenkirche an dem Grabstein
des Erzbischofs Jakob von Syrk, vom Anfange des 16. Jahrhunderts.
Im Dome daselbst tritt sodann der italienische Einfluss zuerst in dem
prachtvollen Renaissance-Denkmal des Erzbischofs Richard von Greifen-
klau (1527) hervor, dem das des Erzbischofs Johann von Metzenhausen
(1540) sich ansehliesst. Auch in andern rheinischen Orten bereitet sich
dieser Umschwung um dieselbe Zeit vor. Im Dom zu Mainz wird er
durch das Grabmal des Kardinals Albrecht von Brandenburg (1545) ein-
geleitet. In der Stiftskirche zu Oberwesel gehört der Denkstein des
Kanonictis Lutern (1515) noch der früheren Behandlungsweise an; aber
ein Epitaphium der Frau Elisabeth von Gutenstein zeigt die Vermischung
gothischer Formen mit denen der Renaissance, und zur völligen Herr-
schaft sieht m'an letztere dann gelangt in dem trefflichen Hocluelief vom
Jahre 1523 in derselben Kirche, Maria mit dem Kinde und den knieenden
Stifter dar-stellend. Vielleicht die Hand desselben unbekannten Meisters
schuf dann 1548 in der Oarmeliterkirehe zu Boppard das herrliche
Doppeldenkmal, auf welchem Johann von Eltz und seine Gemalin lebens-
gross vor einer Darstellung der Taufe Christi knieen. Hier läutert sich
die energische Charakteristik der deutschen Auffassung zu völliger Frei-
heit und reinem Adel der Durchbildungt).
Frankfurt.
Mainz.
Italieni-
scher Ein-
Hass.
Oberwesel.
Boppnrd.
Für die rheinischen Gegenden enthalten die Studien Kuyglvräv
der K1. Schriften eine Fülle wvertllvollcmj Notizen.
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