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Viertes Buch.
Augsburg-
Relief aus
dem Dom.
Relief aus
S. Ulrich.
alief beim
Dom.
Kehren wir nach Schwaben zurück, so finden Wll" auch diesmal
wieder Augsburg als Sitz einer tüchtigen Schule, deren Sehönheitssinn
an Reinheit der Empfindung und Grösse der Form fast allen andern
Schulen überlegen ist. Im Maximilians-Museum sieht man ein aus
dem Dom stammendes Hoehrelief vom Ende des 15. Jahrhunderts. Es
enthält die Maria mit dem Leichnam Christi, über den sie sich in tiefem
Sehmerze niederberlgt. Neben ihr die h. Barbara, edel und lebendig,
das Gesicht von einem schönen Oval; andrerseits Petrus und Andreas,
Gestalten von markiger, ja gewaltiger Charakteristik, die den knieenden
Stifter, einen Rechberg, der Madonna empfehlen. Darüber schweben
zwei Engel mit Kreuz und Martcrsäule. Noch bedeutender ist ein aus
S. Ulrich stammendes Relief, ebenfalls von einem Grabmal, aber in
reicherer Anordnung. Maria thront an der Seite vor einem Teppich, den
zwei schöne Engel ausgebreitet halten. Ihr gegenüber sieht man zwei
Reihen von. Heiligen: Afra, Hieronymus, Suibertus und Benediktus, vor
ihnen S. Ulrich und Konrad, welch letzterer seinen Schützling den Konrad
Morlingen (T 1510) empfiehlt. Hier ist in Allem eine freie Schönheit des
Styls, eine Feinheit der Charakteristik, eine Vollendung der Ausführung,
dass man ein in Stein übertragenes Gemälde des grossen Holbein zu
sehen glaubt. Von der ursprünglichen Bemalung sind noch Spuren zu er-
kennen. Vom Ende der Epoche (1540) rührt ein in der Katharinen-
kapelle am Kreuzgang des Domes aufgestellter Altar mit Steinreliefs in
einem edel entwickelten Styl und dabei noch voll naiver Emplindimg. Sie
schildern die Geburt Christi imd daneben in vier kleineren Scenen die
Verkündigung, Heimsuchung, Anbettmg der Könige und den Tod der
Maria.
Regensburg.
Sculpturen
in
Ocsterrcich.
Wie lange man in einzelnen Fällen noch an alterthümlichen Formen
festhielt, beweist der herrliche Renaissance-Altar im Obermünster zu
Regen sburgii), welchen die Aebtissin Wandula von Sehaumberg kurz
vor 1545 stiftete. In zierlich ausgeführten Reliefs von Kehlheimerltlarmor
sieht man den Tod und die Verklärung der Maria in der Mitte, auf beiden
Seiten von den kleineren Darstellungen der Verkündigung, Geburt und
Anbetung der Könige, der Auferstehung, Himmelfahrt und der Sendung
des h. Geistes begleitet. Schlichte 'I'reuherzigkeit der Empfindung zeichnet
die sehr kurzen, rundlichen Figuren aus, deren kraus gebrochener Falten-
wurf noch an Dürefsehe Zeit und Kunst anklingt.
Ueber Umfang und Werth der Steinsculpturen in Oesterreieh liegen
in Föä-slcräv Denkm.