Zweites Kapitel.
Nordische Bildnerei von 1450
1550.
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Brüche, aber
deutender.
gleichwohl
bleibt
der
Eindruck
im
Ganzen
ein
hochbe-
Vom Jahre 1508 datirt sodann die Gruppe des von den beiden Ma-
rien und J ohamies beweinten todten Christus an der Kirche zu Heiding s-
f eld bei Würzburgt), ein achtes Werk des Meisters, mit innigen edlen
Köpfen und wahrem Ausdruck des Schmerzes, aber ohne freicre Belebung
der Cornposition und in dieser Hinsicht Kraift entfernt nicht gleichkom-
mend, obwohl in einer gewissen feineren Anmuth ihn übertreffend. Das
Tabernakel mit dem Erlöser und den Schutzheiligen des Stiftes, welches
Riemensehneider um 1510 für den Hochaltar des Doms zu Würzburg
arbeitete, ist spurlos verschwunden. Dagegen erkennt man in dem grossen,
vor dem Chor vom Gewölbe herabhängenden Kruzifix ein Werk des Mei-
sters. Ebenso rührt von ihm der einfache, aber durch feine Charakteristik
und edle Haltung ausgezeichnete Grabstein des gelehrten Johannes Tri-
themius (T 1516) in derNeumünsterkirehe, rechts vom Haupteingange.
Das milde, wohlwollende Gesicht ist wie die ganze Gestalt treiflieh im
Flachrelief modellirt, und der grosse Faltenwurf zeigt auch nach dieser
Seite eine Läuterung des Schönheitssinnes. Wirkungsvoller konnte Rie-
mensehneider die Reife seiner Auffassung an dem Grabmale des Fürst-
bischofs Lorenz von Bibra (T 1519) bewähren, welches er im Dom
dicht neben jenem früheren ebenfalls aus Salzburger Marmor ausführte.
In der Anlage jenem verwandt, unterscheidet es sich vor Allem darin,
dass die begleitenden architektonischen Formen die einer phantastisch
spielenden Frührenaissanee sind, die mit der unentbehrlichen Zuthat naiver
nackter Genien ausgestattet ist. Voll Reiz in den Köpfen, lassen sie eine
ungezwungene Bewegung allerdings vermissen. Auch die Genien mit
Festons in der Lünette, die den oberen Abschluss bildet, sind wunderlich
componirt, aber im Einzelnen von entzückender Anmuth in Köpfchen und-
Geberden. Die beiden Heiligenstatuetten daneben zeigen die feinste
individuelle Charakteristik. Diese tritt dann an der gi-ossen Reliefgestalt
des Verstorbenen mit einer fast herben Schärfe des Naturgefühls hervor.
Der Kopf erscheint in seiner welken Abgelebtheit durchaus portraitwaln-
und in jener feinsten Ausführung, welche Riemenschneiders Werke kenn-
zeichnet. Die Gewandung ist nicht ganz so schwungvoll und gross ange-
legt, wie bei dem früheren Bisehofsgrabe; die Haltung aber von lebens-
voller Natürlichkeit, die Bewegung wahrhaft vornehm.
Ein holdseliges bemaltes Marienbild aus Holz, umgeben von einem
Rosenkranz mit fünf kleinen tretflichen Hochreliefs, Scenen aus ihrem
Werke zu
Heidings-
feld,
zu Würz-
burg.
zu Volkßcl
bei Becker