E376
Viovtes Buch.
Statuen für
die Frauen-
kirrhc zu
Würzburg.
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Neu:
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instvr-
setzt, vielmehr schlank und mager, die weiblichen Köpfe breit und etwas
leer. Statuarische Ruhe gelingt ihm besser als Bewegung, und er ist in
erzählenden Reliefs ein gutes Theil befangener als die nürnbergerMeister.
In der Gewandung hat er den knittrigen Faltenwurf der fränkischen Kunst
zu einem nur ihm eigenen Styl mit vielen grztdlinigen rechtwinklig-ge-
brochenen Falten ausgebildet. Dennoch sind die Hauptmotive oft von
grossartigem Wurf, wie denn die Gewänder bei ihm meistens dem Körper
eng anliegen. Besonders anziehend ist aber Riemensehneider durch seine
jugendliehen- Köpfe mit ihrem welnnüthig schönen Ausdruck und der
lockigen Haarfülle. In der zierlichen Durehbildung der Hände erinnert
er am meisten an den älteren Syrlin, und es ist nicht undenkbar, dass er
auf seinen Wanderungen durch die Ulmer Schule gegangen wäre, wie denn
auch ein Anklang an Sehongauer in seinen Werken sieh kund giebt.
Seinem Stoifkreise nach gehört er zu den vielseitigeren, bewegliehercn
Künstlern der Zeit.
Als sein frühestes Werk darf man wohl mit Becker den Grabstein
des Ritters Eberhard von Grumbach (T 1487) in der Kirche zu Rim p ar
bei Würzburg betrachten (Fig. 173). Mit der Meisterschaft eines Virtuosen
ist die imposante Gestalt bis in die kleinsten Details der Tracht durchge-
führt und dem steifen ritterlichen Kostüm der Zeit doch der Ausdruck
eines straffen heldenhaften Wesens abgewonnen. Vom Jahre 1490 datiren
die überlebensgrossen Statuen von Adam und Eva am südlichen Portal
der Liebfrauenkirche zu WVürzburg, welche inschriftlich 1493 vollendet
wurden. Stark beschädigt und ileuerdings überarbeitet, lassen sie doeh
noch das sorgfältige, wenngleich etwas befangcne Naturstudium des Mei-
sters erkennen, und gehören jedenfalls zu den besten nackten Figuren der
gleichzeitigen nordischen Kunst. Reizend bewegt in schlanken Verhält-
nissen mit lieblichem Ovalkopf und lang herabtliessendem Haar zeigt sich
Eva. Adam hat eine steifere Haltung, wie sie denn Beide aussehen, als
sei es ihnen recht unbehaglich, sich nackt zu zeigen. Adams Kopf, jugend-
lich schön, unbärtig, mit einem Hauch von Trauer, mit reicher Lockenfillle
und sanfter Neigung ist ein äehter Gedanke Riemensehneiders und eine
der poesievollsten Inspirationen der damaligen deutschen Kunst.
Dieselbe Jahreszahl 1493 trägt eine lebensgrosse Maria mit dem
Kinde, auf der Mondsichel stehend, im nördlichen SeitensehiH der Neu-
münsterkirehe. Grossartig angelegt, ist das Gewand stark geknittert und
originell, aber sehr willkürlich motivirt. Sehr anmuthig hält sie mit den
meisterlich (lurchgeführten Händen den kleinen Christus, der in naiver
Bewegtmg sich aufmerksam vorbeugt und nach Kinderart mit seinen Zehen
spielt. Auffallend ist bei der Madonna der dünne Hals und der grosse,