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W'iertes Buch.
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Riu
Schi
12m
mu-
111m
in Kunst-
urnkter.
Kralft recht wohl in jüngeren Jahren gearbeitet haben könnte. Bestimmt
weist auf seine Hand (von Neudörtfer bezeugt) das lebendige Steinrelief
des auf muthigem Ross gegen den Drachen einhersprengenden S. Georg
an einem Hause der Theresienstrasse. Eine Madonna vom Jahre 1482
an einem Hause gegenüber der Nordseite von S. Sebald steht ebenfalls
der Auffassung des Meisters nahe. Alle diese Werke werden jedoch
übertroffen von der schönsten Madonnenstatue Nürnbergs nicht blos,
sondern vielleicht Deutschlands, an dem Hause. S. 1306 der Hirschelgasse.
An Schönheit der Empfindung den besten dieser Zeit ebenbürtig, verbindet
sie damit einen Adel der Form, eine Reinheit des Styls wie kein gleich-
zeitiger Meister des Nordens, mit einziger Ausnahme von Peter Viseher,
sie erreicht. Gleichwohl brzrueht man hier nicht an italieniche Einflüsse
zu denken, sondern sich nur einen hochbegabten Meister vom Anfang des
16. Jahrhunderts vorzustellen, der die schönsten Intentionen des 14. J ahr-
hunderts mit neuem Naturgefühl zu beleben weiss. Dass wir solche
Künstler besassen und sie nicht einmal zu nennen wissen, hat die deutsche
Kunstgeschichte noch oft zu beklagen.
Einen Meister verwandter Art von wenig geringerer Begabung lernen
wir in Tilman Riemenscleneider von Würzburg kennenit). Aus Osterode
am Harz stammend, erscheint er zuerst im Jahre 1483 als Bildschnitzer-
geselle in Würzburg und wird nebst mehreren andern vom Magistrat als
Malerknecht in Pflicht genommen, weil in Würzburg die Bildhauer wie an
manchen andern Orten zur Zunft der Maler gehörten. Er mag also gegen
1460 geboren sein. Im Jahre 1495 ist Riemenschneider als ansässiger
Bürger aufgeführt, 1504 tritt er in den unteren Rath, 151.8 in den oberen
Rath der Stadt, und 1520 wird er mit der höchsten Ehrenstelle als erster
Bürgermeister betraut. In den folgenden Jahren während der Unruhen
des Bauernkrieges steht er als einer der angesehensten lllanner an der
Spitze der Kämpfer für religiöse und politische Freiheit. Die blutdürstige
Pfaifenreaktion des Bischofs Konrad von Thüngen behielt aber die Ober-
hand, und Riemensehneider wurde 1525 mit den übrigen freisimligen
Rathsmitgliedern aus dem Rathe gestossen. Von da bis an seinen Tod im
Jahre 1531 scheint er ganz zurückgezogen gelebt und selbst die Kunst
nicht mehr gepflegt zu haben.
Die meisten Werke Riemenschneiders sind Steinarbeiten. Minder
kräftig und gross in der Anlage als bei Adam Kralft, neigen seine Ge-
stalten mehr zum Feinen, selbst Dürftigen. Die Körper sind nicht unter-
Beclccfs, Leben und WVerke
4. Mit 7 Kupfertafcln.
')Verg1. die treffliche lXionogl-aphie C.
haqers T. Riemenschneider. Leipzig 1849.
des Bild-