Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Zweites Krqaitel. 
Nordische Bildncrei von 
1550 
573 
die anbetende Christenheit, rechts die ebenfalls knieenden Mitglieder der 
Landauefschen Familiet). 
Auf Krafft weist auch eine aus den lebensgrossen Statuen der Maria 
und des Erzengels Gabriel bestehende Verkündigung (1504) am Eck- 
hause der Winklerstrasse, der südwestlichen Thür von S. Sebald gegen- 
über. lllaria ist anmuthig bewegt; ihr Kopf gleicht in der rundlichen Form 
und dem offenen Ausdruck der Peringersdörfer'schen Madonna der Frauen- 
kirche, ohne jedoch zu so vollkommener Lieblichkeit durchgcbildet zu sein. 
Aus dem Todesjahre des Meisters 1507 datirt sein letztes Werk, wieder 
eins der umfangreichsten. Es ist die Grablegung Christi in der Holz- 
schuheifschen Kapelle auf dem J ohannis-Kirchhof. Fünfzehn lebens- 
grosse Statuen, in eine tiefe und breite Nische zusammengeordnet, ähnlich 
jenen Gruppen des Mazzoni in Modena, stellen die Scene ergreifend 
lebendig dar. Der edle Leichnam Christi mit dem stillen wehevollen Antlitz 
wird von Joseph von Arimathia, dem der Meister seine eigenen Züge ge- 
geben hat, mit innigerZartheit gehalten. Auch Nikodemus ist eine Gestalt 
von herrlichem Ausdruck. Im Uebrigen hat der greise Meister, was gewiss 
nicht zu verwundern, die ergreifende Gewalt (ler Sehreyefschen Grab- 
legung an S. Scbald hier nicht mehr erreicht. 
Krafft ist vielleicht der treuste Spiegel des deutschen Wesens. Der 
Kreis seiner Darstellungen ist nicht weit. Er beschrankt sich fast ohne 
Ausnahme auf die Verherrlichung der Maria lmd die Leidensgeschiohte 
ihres Sohnes. Aber in diese Gegenstände hat er sich mit ganzem Gcmüthc 
versenkt und schildert sie mit einer Herzlichkeit, welche um so beweg- 
licher wirkt, als der Meister mit zarter Scheu alles Pathetische vermeidet. 
Heftiger, leidenschaftlicher sind die Passionsseenen von der Mehrzahl der 
damaligen Meister geschildert werden; rührender, ergreifender von keinem. 
Und diese Wahrheit der Empfindung verklärt alle seine Gestalten mid 
giebt ihrem schlichten bürgerlichen Wesen einen Hauch jener seelenvollen 
Schönheit, der selbst den Mangel idealer Schönheit vergessen machtH). 
Wenn man aufmerksam die Strassen des unvergleichlichen Nürn- 
berg durehwandert, so wird man unter den zahlreichen Bildwerken, 
meistens Madonnen, welche die alten Hauser schmücken, noch manches 
edle Werk dieser Zeit entdecken. Gegenüber der Klarakirche sieht 
man an einem Eckhause auf Konsolen übereinander zwei weibliche 
Ileilige, davon die untere die h. Klara: weiche edle Arbeiten, welche 
Letztc 
Arlwiter 
K m HTs. 
Einzehms an 
Wohn-  
Iniiuscrxm. 
v) Ein gute Abb (131- Hauptfiguren bei v. Iiellborg a. a. O. S. 93. 
H) was von den Sakramentsgßhällsen in benachbarten Orten, d1e ohne WEIÜGTGS 
Kram mgeschrieben werden, wirklich seiner würdig ist, vermag ich- nicht an- 
zugeben.
	        
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