Zweites Kapitel.
Nordische Bildnerei von 1450
1550.
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stinnntheit nachweisen können. Wohl hat man ihm das 1469 begonnene
Tabernakel im Münster zu Ulm zuschreiben wollen; doch scheint der Cha-
rakter der Architekturformen dem zu widersprechen. Möglich dagegen,
dass unter den zahlreichen Bildwerken, die man noch an Privathausern in
Nürnberg sieht, manche frühere Arbeit des Meisters zu finden ist. Schwer-
lich wird man ihm das Relief des Jüngsten Gerichts über der Schauthür an
der Südseite der Sebaldskirche zuschreiben dürfen. Denn 1485 kann
cr nicht wohl einen so weichen rundlichen Styl der Gewänder befolgt
haben, wie er in diesem durch Mannichfaltigkeit der Charakteristik aus-
gezeichneten Werke herrscht. Dasselbe scheint vielmehr seine Entstehung
einem Meister zu verdanken, der weit mehr an der Tradition des älteren
Styles festhielt.
Das erste sichere Sculptnrwerk des Meisters sind die sieben Stationen
an dem zum Johanniskirchhofe führenden Wege (Fig. 17 2). Es sind ge-
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Fig. 172. Von den Stationen Acgmu Kraffts. Nürnberg.
drängte Composiiionen in stark vorspringendem Relief, vielfach beschädigt
und zum Theil restaurirt, dennoch (lurch die Kraft und Innigkeit der
Empfindung von ergreifender Wirkung. Die Figuren erscheinen keines-
wegs ideal, vielmehr kurz und derb, meistens in die damalige Nürnberger
Tracht gekleidet, die Gewänder obendrein durch viele eckige Brüche über-
laden. Nur die Gestalt Christi zeigt schlichten Adel im Ausdruck wie in