Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Viertes Buch. 
Bernhardinerkirche, Welcher an der Staiiel die Brustbilder der vier 
Kirehenväter und im Schrein darüber eine Hochreliefdarstellung der 
Sendung des heiligen Geistes enthält. Den knittrig unruhigen Gewand- 
styl der Schlussepoehe des Jahrhunderts vertritt ein Schnitzaltar der 
Magdalenenkirehe mit einer grossen Statue der Himmelskönigin, um- 
geben von vier Heiligen an jedem der beiden Flügel, letztere von ziemlich 
grober, doch handfertiger Arbeit und immer noch vorzüglich im Vergleich 
mit den Sudeleien der gemalten Aussenseiten. Roh und schlecht sind 
vollends die drei Holzstatuen des Ecce homo mit Petrus und Paulus an 
dem Altar der Goldschlägerzunft in derselben Kirche, der inschriftlicll im 
Jahre 1473 gefertigt wurde und viel bessere Gemälde enthält. In einer 
südlichen Seitenkapelle sieht man ferner eine ebenfalls sehr rohe Schnitz- 
arbeit des Gekreuzigten sammt Maria, Johannes und Magdalena und vier 
kleinen Passionsscenen. Durch naive Anmuth und schlichten Schönheits- 
sinn zeichnet sich ebendort das Relief des h. Lukasaus, welcher die Ma- 
donna malt, während diese ein Röckchen für ihren am Boden spielenden 
Knaben webt. Weitaus das beste der Breslauer Sculpturwerke aus dieser 
Zeit ist aber ein Ecce homo hinter dem Altar der Dominikanerkireh e, 
fast zu elegant und weich für diese Epoche. Sämmtliche Breslauer Denk- 
mäler weichen sowohl im Stotfkreise als auch in der stylistischen Be- 
handlung von den norddeutschen Werken entschieden ab. Hie und da 
lassen sich fränkische Einflüsse nicht" verkennen; so namentlich an dem 
Altar im k. Museum, mit einem grossen Standbild der Madonna und ein- 
zelnen Reliefscenen aus ihrem Leben, von denen Förster in seinen Denk- 
malen eine Probe gegeben hat. Hauptsächlich aber wird die in Krakau 
durch Veit Stoss begründete Schule in erster Linie es gewesen sein, von 
deren Meistern?) zum Theil die Anfertigung dieser Werke, zum Theil die 
Einwirkung auf die etwa in Breslau lebenden Bildschnitzer ausgegangen 
sein mag. Eine einlässliche Untersuchung und Vergleichung dieses ge- 
sammten östlichen Kunstkreises fehlt uns leider noch. 
Die 
Steinseulptur. 
Aufgn 
der St 
sculpi 
Neben dem Umfange, den die Anwendung der Holzsehnitzerei erlangt 
hatte, blieb der Steinseuiptnr nur ein eng begräinztes Feld der Thäitigkeit. 
Die grosse Architektur versehmähte mehr und mehr ihre Beihülfe. Die 
gothischen Bauwerke der Epoche sind entweder in nüchterner Kahlheit auf- 
i) Ie11 erinnere auf S. 548 schon erwähnten Stossischen Schüler Jörg Hzwber, 
der 1494  also kurz vor seines Meisters Abgang  in Krakau das Biirgerrecht 
erlangte und eine eigne Werkstatt begründete.
	        
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