Zwcitcl Kapitel.
Nordische Bildneroi von
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Werkes ist seiner würdig. Einen Künstler der Stossschen Richtung
glaube ich dagegen in dem Altar zu erkennen, welcher Maria mit der
h. XValburgis und einem h. Bischof in Rundtigin-en enthält. Die Behand-
lung ist tüchtig", der Kopf der ltlaria schön entwickelt; (lagegen lässt der
Künstler, um ein Motiv der Drapirnng zu gewinnen, sie mit der linken
Hand, die eigentlich das Kind halten sollte, ziemlich ungeschickt nach
dem Mantel greifen. Derselben Richtung gehört ein anderer Altar an,
welcher die Madonna zwischen dem h. Sebastian und Barthololnäus auf
den Flügeln, sodann in Flachreliefs die h. Erasmus und Barbara, hlartiil
und Katharina enthält. Die Arbeit ist tüchtig aber handwerklich, ohne
tiefere Empfindung, die Flachreliefs sind von schwächerer Hand. Werth-
voller sind die etwas älteren, stark naturalistischen aber ausdrucksvollen
Figuren der Altarstatfel, etwa von 1470, Welche den von den drei Frauen
betrauerten Christusleichnam darstellen. Endlich ist ein sehr schöner
Schnitzaltar zu erwähnen, dessen Aussenseiten mit schlechten Gemälden
in der Weise Schäulfeleins vom Jahre 1516 bedeckt sind. Dagegen zeigen
die vier in ziemlich llacllenl Relief ausgeführten und sehr gut polychro-
mirten Heiligengestalten des Innern, Anna mit dem Christkinde, welches
von der neben ihr stehenden Maria angebetet wird, die h. Genovefa, Mar-
garetha und Helena darstellend, die Island eines xiorzüglichen Meisters.
Der Faltenwurf ist grossartig, obwohl etwas gebrochen, die Behandlung
des Reliefs zeugt von gutem Verständniss der Perspektive, die ovalen
Iiöpfehen sind voll Liebreiz. Auch die Miniaturfigürchen einer Geburt
des Johannes an der Altarstaffel haben viel naive Anmuth.
Einen
bedeutenden Meister
lernt
III illl
in den Statuen
eines Christus
am Kreuz mit Maria und Johannes und der an1 Krenzesstamm niederge-
sunkcnen Magdalena kennen, die über dem Ohorbogen von S. Clara an-
gebracht sind. Der prächtige Fluss der Gewänder, die edle Durchbildilng
des Christuskiirpers zeugen von reinem Geschmack. Die Köpfe kann man
nicht beurtheilen, so abschculich sind sie neuerdings durch Ucbermalung
entstellt worden. In der Euchariuskapelle bei der Aegidienkirchc
weist ein grosses Schnitzwerk (ler Vermählung der h. Katharina (die Ma-
donna, eine herrliche Gestalt in grosszmrtigem Gewande) auf einen Künstler
der Stossisizhen ltichtung. Anziehend ist denkleine Christus, der in naiver
Unbehülflichkeit ziuf dem Scheoss der Mutter steht, um der Katharina den
Ring zu reichen. Nur die Köpfe sind durchweg zu gross, Mariafs Gesicht
obendrein gar zu gleichgültig. In der Frauenkirche wird das über
dem Bogen des Ilauptportals im Innern angebrachte Relief einer Kreuz-
sehlepläung und Grablegung mit Unrecht Veit Stoss beigelegt. Dieersterc
Composition ist eins der lehrreichen Beispiele von der Verirrung ins
In S. Clnra.
Aegidi
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kircl