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Viertes Buch.
Lehrer llliclzael PVohlgevn-zelh (1434-1519) zu nennen. Zwar kennen wir
ihn nur als Maler, aber da die meisten seiner grossen Altarwerke aus
Schnitzereien und Gemälden zusammengesetzt sind, und er bei mehreren
als Unternehmer der ganzen Arbeit auftritt, so muss er auch für die Bild-
werke mindestens die Oberleitung, wenn nicht vielleicht selbst die Aus-
führung übernommen haben. Vieles in seinen Werken zeigt rohe Gesellen-
hand, wie er denn mit einer zahlreichen Werkstatt förmlich fabrikmassig
die Herstellung solcher umfangreichen Arbeiten betrieb. In welcher Weise
es dabei gelegentlich herging, erfahren wir aus dem Contrakt, den Wohl-
gemuth 1507 mit dem Rath von Schwabach wegen eines Alt-ares abschloss.
Es wird darin ausdrücklich bestimmt: „w0 die Tafel an einem oder mer
Orten vngestalt wurd," solle er so lange daran andern, bis eine von bei-
den Theilcn ernannte Commission sie für "wolgestalt" erkläre; „w0 aber
die Tafel dcrmassen also grossen vngestalt gewinn, der nit zu endern
were, so soll er solich Tafeln selbs behalten vnd das gegeben gelt on
abgang vnd schaden wiedergeben." Bemerkenswerth ist übrigens, dass
auch bei den Hauptwerken Wohlgemuths die Seulpturen an künstlerischem
Werth die Gemälde übertreffen.
Kreuzkapvllc
zu Nürnberg.
Zu den frühesten Arbeiten dieser Art gehört der seinem Style nach
um 1470 entstandene Hauptaltar der Hallerschen Kreuzkapelle vor
Nürnberg, das grossartigste Altarwerk, welches die Stadt noch bewahrt.
Im Sehreine sieht man als lebensgrosse Freigruppe die Beweinung Christi.
Der tedte Körper ist von edlem Ausdruck und dabei vortrefflich gelegt,
ohne Härte und Unsc-hönheit. lllaria weint, über sein Antlitz niedergebetigt
und ihn unter dem Arme haltend. lllstria Jakobi ergreift voll Zartheit
den anderen Arm, während zu seinen Füssen hiugeschmiegt Magdalena. in
Thränen ausbricht und leise den Körper mit dem Bahrtuch bedeckt.
Johannes, Nikodemus und Joseph von Arimathia, prächtige Charakterge-
stalten, stehen dahinter. Eine vierte Figur ist verschwunden. Bezeich-
nend für die Zeit erscheint besonders die massvolle Klarheit der Gewand-
nvabach
behandlung, Welche die. völlige Entwicklung der Körperform und die
Schönheit der weiblichen Köpfe noch mehr hervortreten lässt.
An dem Altar der Frauenkirehe zu Zwiekailii), der 1479 an Wohl-
gemuth rerdungen wurde, sieht man im Innern die liladonna, Llmgeben
von acht anderen weiblichen Heiligen: grosse bemalte und vergoldete
Statuen von angenehmem Ausdruck. Auch jener Altar in der Kirche zu
Schwabach vom Jahre 1507, der unter so taigenthümliehcn Oontrakt-
llfreagarris Kunstw.
k) Vergl. die eingehende Beschreibung und YVürdiäunß in
in Deutsch]. I. S. 63 ff.