Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Zweites Kap 
Nordische Bildncrei von 
450 
X550. 
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Den Uebergang zur österreichischen Plastik möge uns ein vorzüg- 
licher Schnitzaltar vermitteln, der aus einer Kirche zu Botzen in das 
Münchener Nationalmuseum gelangt ist. Zwar ohne bedeutende 
Ausdehnung, nimmt er doch wegen der Feinheit der Durchführung die 
Aufmerksamkeit in Anspruch. In der Mitte ist in einer Freigrnppe die 
Anbetung des neugebornen Christuskindes durch Maria und Joseph dar- 
gestellt. Der Kleine liegt zwischen Beiden und verlangt in reizender Be- 
wegung nach der Mutter. Vier Engelein mit offenen Kindergesichtern 
voll Verwunderung und Freude nmkilieen den Neugeborneu mit dem naiv 
neugierigen Ausdruck, mit Welchem die Kinder ein eben hinzngekommenes 
Brüderchen begrüssen. Der gemüthliche Ton deutschen Familienlebens 
klingt aus der Darstellung und giebt sclbst den befangenen Bewegungen 
der Aeltern etwas Anziehendes. Durch eine oliene Galerie schauen zwei 
llirten neben Ochs und Esel in gemeinsamer Andacht herein. Im Hinter- 
grunde nahen in reicher Landschaft schon die h. drei Könige mit ihrem 
Gefolge hoch zu Ross.  Der von Johannes, Maria und Magdalena ge- 
haltene Leichnam Christi in der Altarstatfel zeigt den Meister von seiner 
sclnvächeren Seite; (lagegen sind die beiden auf prächtigem Teppich- 
grund angebrachten Flachreliefgestalten zweier heiliger Frauen auf den 
Idlügeln (Fig. 167) von einer feierlichen Anmuth, die durch die vollen 
Formen und selbst durch eine gewisse Befangenheit der Haltung be- 
dingt wird. 
Weitaus der bedeutendste österreichische Meister, so weit wir 
urtheilen können, ist Michael Packer von Brauneck in Tyrol, der schon 
in einer Urkunde vom Jahre 1467 als Bürger daselbst vorkommtit). Er 
war, wie so viele Künstler jener Zeit, Maler und Bildsehnitzer zugleich; 
denn in einem noch vorhandenen Oontrakt vom Jahre 1471 wird ihm ein 
Schnitzaltar für die Kirche in Gries verdungen tmd dabei die Grösse des 
Altars in der Kirche zu Botzen als maassgebend bezeichnet. Der Altar zu 
Gries befindet sich noch am Platze; den zu Botzen (den man voreiliger 
Weise ebenfalls als Pachersehes Werk angesehen hat) will man in dem 
eben besprochenen des Münchener Museums erkennen. Sicherer ist, dass 
Pacher den Flügelaltar der Kirche von S. Wolfgang in Ober-Oestcrreich 
gearbeitet und 148i vollendet hat. Dies ist wieder nach Umfang und 
künstlerischem Werth eins der hervorragendsten Werke der Epoche. 
Während die vier Flügel an äusseren und inneren Seiten mit Gemälden 
Sohn itz- 
werke in 
kxstorreich 
Michael 
Paeher. 
a) Ueber ihn vergl. Er]. Frcih. von Suclrelz 
(Stuttgart) I. S. 125 H". mit Abb. auf Taf. 19. 
in 
den 
Oesterr. 
Kunstdenkm.
	        
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