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Viertes B:
zeigen auch ausdrucksvolle Bewegung, wie z. B. Magdalena, welche beide
Arme gegen den Gekreuzigten ausbreitet. Daneben die übrigen Vorgänge
der Passion von geringerer Hand, in einer Menge etwas dürftiger, steifer
Compositionen. Das Ganze neuerdings grob angemalt. Nur mittel-
mässig ist der Altar in der östlichen Kapelle des Ohorumgangs, eine
h. Sippsehaft, (labei als Ilauptfiguren "Maria und Anna, welche das (jetzt
verschwundene) Christuskintl gehen lehrten. Nicht viel besser der Altar
vom Jahre 1521 in der ersten nördlichen Chorkapelle, mit den etwas
kurzen Irlochreliefiiguren dreier Bischöfe, und auf den Flügeln den Flach-
bildern des h. Onofrius und Nikolaus. Nur die Köpfe bewahren den fast
in allen Werken der Zeit unverkennbaren Sinn für lebensvolle Darstellung.
Talentvoller, aber ganz entschieden unter dem Einfluss des herben
fränkischen Styles zeigt sich der Meister des Altars in der ersten südlichen
Chorkapelle an dem Hochrelief der Ausgiessung des h. Geistes und den
vier flacheren Flügelbildwerken, welche den Einzug Christi in Jerusalem,
den Unglauben des Thomas, die Himmelfahrt Christi und den Tod Maria
schildern. Es ist ein handfertiger Nachahmer" des Würzburger Meisters
Tilman Riemensehneider. Ziemlich handwerklich sind auch in der zweiten
südlichen Chorkapelle die drei Heiligengestalten, namentlich die Köpfe un-
bedeutend, dagegen die Gewänder in grossen Motiven klar (lurehge-
führt, noch frei von unruhiger Manier. Vom Anfange des 16. Jahr-
hunderts datirt endlich ein Schnitzaltar der Sakristei, der in der Mitte ein
steifes Relief des h. Michael hat, welcher den Drachen tödtet. Von
besserer Hand rührt das Abendmahl, welches dawor in kleinen Figuren
recht frei und lebendig dargestellt ist. llIittelgut dagegen sind die Reliefs
der Seitenflügel: der reiche Mann und der arme Lazarus, Weltgerieht und
Hölle, derb und ohne höheres Verdienst. Doch hat dieses Werk gleich
den meisten Altaren der Kirche seine alte Bemalung gerettet. Es wird
berichtet, dass gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Hall ein Meister Peter
Lohkorn lebte, dem die Holzarbeit an der Michaelskirche übertragen war.
Was von den vorhandenen Werken etwa von ihm herrühre, lasst sich
schwerlich noch ermitteln; doch muss er sehr geschätzt gewesen sein,
denn als im Jahre 1487 der Propst von Elwangen ihn sich von der Stadt
erbat, wurde dies Gesuch absehläglich beschieden.
Eins der herrlichsten Werke deutscher Kunst findet sich dagegen
in der Kilianskirche zu Heilbronn. Nicht bloss an Grösse, Pracht und
Reichthum, sondern mehr noch an Kunstwerth steht der dortige Hoch-
altar den berühmtesten Arbeiten dieser Art ebenbürtig zur Seitef). Er
a") Eine ungenügende Abbild.
bronn (Yleilbr. 1833).
in Titel,
Beschreibung der H:
in Heil-
Luptkirche