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Viertes Buch.
täre von
He rlen
Calw hervorit) Lucrß Moser, "Maler von Wil" (dem benachbarten Väeil)
nennt sich inschriftlich als "Meister des Werkes" und darf also nicht bloss
für die Gemälde, sondern auch für die Schnitzwerke als Urheber ange-
nommen werden. In der Mitte des Schi-eins ist in vergoldeter Schnitz-
arbeit Maria Magdalena zu sehen, wie sie von sieben Engeln zum Himmel
cmporgetragen wird. Ein originelles Zeugniss hat (ler Künstler dabei
seiner Zeit in einer zweiten Inschrift ausgestellt: „Schrie Kunst schrie
und klag dich ser. din begert jecz Niemcn mer. so 0 we! " Eine Klage,
die wohl zu allen Zeiten laut geworden ist, der man aber für die gegen-
wärtige Epoche eine besondere Bedeutung vielleicht beilegen darf. Denn
in Deutschland Wenigstens scheint ein frischeres Kunstleben erst nach der
Mitte des Jahrhunderts Wieder zu beginnen. Dieselbe Kirche bietet dann
in ihrem Hochaltar, welchen Hans Schilhlein von Ulm 1469 ausgeführt,
ein Beispiel von den inzwischen gewonnenen Blortschritten. Er enthält
im Mittelschrein die geschnitzten Darstellungen der Kreuzabnahme und
der Beweinung des todten Christus. Zu den Seiten oben Katharina und
Elisabeth, unten der Täufer und der Evangelist Johannes. Der innige
Ausdruck der Köpfe, der klare, nur wenig von knittrigen Falten gestörte
Fluss der Gewänder und das entwickeltere Formverstandniss geben diesen"
Werken einen selbständigen Werth. Obgleich Schühlein sich ebenfalls
als Maler bezeichnet, dürfen wir ihn um so mehr als Leiter und Urheber
des Ganzen betrachten, als kein anderer Name neben dem seinigen auf-
geführt ist.
Um dieselbe Zeit finden wir auf der Gränze von Schwaben und
Franken einen Künstler verwandter Richtung in dem Maler Friedrich
Herlen, der 1467 als Bürger von N ördlin gen erwähnt wird. Wenn die
Schnitzwerke des Hauptaltars der dortigen Georgskirche, ein Christus
am Kreuz zwischen Maria und Johannes, wirklich vom Jahre 1462 her-
rühren, so muss der schon stark übertriebene Ausdruck des Schmerzes,
der einer vorgeschrittenen Zeit anzugehören scheint, mit Recht über-
raschen. Sicherer sind wir bei dem Hochaltar der Jakobskirche zu
Rothenburg an der Tauber, der inschriftlich 1466 von Friedrich Herlen
ausgeführt wurde. Da auch hier der Maler sich ausschliesslioh als Urheber
des Werkes nennt, so dürfen wir ihm die Schnitzarbeiten um so eher zu-
schreiben, als dieselben an künstlerischem Werth den Gemälden überlegen
sind. Der Schrein enthält sechs fast lebensgrosse gut bemalte Figuren
von Heiligen, darunter lilaria und Johannes, in der Mitte Christus am
Kreuz, von vier Engeln umschwebt; über dem Schrein ein Baldachin mit
3) Vergl.
Kunstw.
Waagen ,
und Künstler in Deutschl.
233 ff.