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Viertes Buch.
Die Schnitz-
altärc.
Verbindung
mit der
Malerei.
Malers verbunden, vielleicht geradezu mehr von ihr als von der Plastik
ausgegangen. Wir müssen da freilich einen Unterschied machen. Alle
überwiegend architektonisch angelegten Werke: Ohorstühle, Baldachine
Tabemakel, Orgelgehäuse, Thürflügel u. dergl. hängen mit der Kunst des
Steinmetzen zusammen, und so finden wir Künstler, die in dieser Art der
plastischen Holzarbeit so gut wie in der Steinsculptui- bewandert sind.
Aber die Hauptthatigkeit der Holzschnitzerei liegt in jenen zahlreichen
Altaren, welche sich in vielen Abtheilungen neben und übereinander
aufbauen, mit doppelten, ja oft vier- oder sechsfachen Flügeln versehen.
In solchem kolossalen Umfange erkennt man kaum noch den bescheidenen
Keim jener kleinen tragbaren Triptychen der ältesten christlichen Zeiten.
Der Haupttheil dieser grossen Altäre besteht aus einem tiefen Schrein,
der entweder mit einigen grossen Statuen oder mit vielen kleinen Relief-
seenen ausgefüllt ist. Letztere überwiegen und finden manchmal selbst
neben den Statuen in Seitenabtheilungcn einen Platz. Sie schildern die
Vorgänge durchaus malerich, auf perspektivisch entwickeltem Plan mit
landschaftlichen Gründen. Die kleinen Figuren sind zahlreich und füllen
in gedrangter Anordnung den Raum bis zum fernen Hintergründe. Sie
stufen sich von den völlig frei herausgearbeiteten Statuetten des Vorder-
grundes durch das sehr energische Hochrelief des Mittelgrundes bis zum
Flachrelief der tiefen landschaftlichen Ferne ab. Unterstützt durch reiche
Bemalung und Vergoldung, gewähren sie ganz den Eindruck der Wirk-
lichkeit und veranschaulichen uns die Art, wie die beliebten Mysterien-
spielc aufgeführt wurden; denn gewiss sind sie die in Holz übersetzten
geistlichen Schauspiele jener Zeitf).
Diese Werke treten nun häufig mit Gemälden in Verbindung, mit
denen vereint sie 1h der Regel erst ein Ganzes ausmachen. Meistens
pflegen die Flügel, welche den IMittelschrein schliessen, in gemalten Dar-
stellungen jene Reliefscenen fortzusetzen. In solehenlFällen musste die
Anordnung und Leitung des Ganzen in der Hand eines Meisters liegen,
und dieser Meister musste in beiden Kunstziveigen Erfahrung haben.
Wirklich können wir dies Verhaltniss mehrfach nachweisen. S0 kommen
in den Verzeichnissen von Nürnberger Künstlern, die neuerdings ver-
öffentlicht wurdenH), mehrfach solche vor, die als Maler und Bild-
l) Ueber diesen Zusammenhang und den Geclankenlaeis der Schnitzaltäre vergl.
die gehaltvollen Ikonograph. Studien von Ä. in wlen Mittlx. der Wiener
Ccntr. Commiss. 1860. S. 125 H.
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