Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Erstes Kapitel. 
Italienische Bildnerei im 15. 
Jahrhundert. 
513 
ziehender Tüchtigkeit bewährt (Fig. 162); aber seine Neiglmg treibt ihn 
bald in den Formen und im Ausdruck so weit über das selbst den ent- 
sehiedensten Realisten Italiens 
geläuüge Maass_ hinaus, dass er 
in leidenschaftlichen Schilderun- 
Kß gen selbst die Grimasse nicht 
X verschmäht und im Stylgefühl 
 mehr mit der damaligen deut- 
K Kg  sehen als mit der italienischen 
 Plastik zusammentrifft. Der in 
2 Oberitalien übliche gebrannte 
(ä, Thon ist durchgängig das Ma- 
f ä O  terial seiner Arbeiten. Es sind 
  Freigruppen mit naturalistiseher 
 Bemalung, von einer Nische um- 
x X   rahmt, meist in dramatiseherHal- 
Q   tung, in Thon übertragenen 
{X „ lebenden Bildern t" vergleichbar. 
Fig. 162. Madonna von Mazzoni. Medena. Den Liebnngsgegenstand bildet 
der todte Christus im Sehoosse 
der Mutter, umgeben von den trauernden Angehörigen. S0 das grosse Haupt- 
Werk in S. Giovanni zu Modena, wo die dramatische Schilderung des 
Schmerzes grass bis ins Widerwartige ist. Selbst in ruhigeren Gruppen 
wie die von zwei Heiligen verehrte Madonna in der Krypta des Doms 
herrscht ein niederer Realismus vor. In S. M. della Rosa zu Ferrara 
sieht man eine Gruppe des todten Christus unter den wehklagenden An- 
gehörigen, welche jener erstgenannten entspricht. Mazzoni arbeitete in 
seinen späteren Jahren für Neapel und wurde dann nach Frankreich be- 
rufen. Die Kirche Monte Oliveto zu Neapel besitzt eine Gruppe der 
um den Leichnam Christi Trauernden, von demselben niedrigen Natura- 
lismus in Form und Ausdruck, wie jene früheren. 
Nach dem Kirehenstaat llIld Unteritalien gelangte der neue Styl zu- 
nächst durch toskanisehe Künstler. Rom namentlich ist in vielen seiner 
Kirchen angefüllt mit jenen Marmorgräbern, Welche durch Mine da Fiesole 
(S. 502) und durch eine Reihe von ihm angeregter einheimischer Künstler 
dort geschaifen wurden. Es würde zu weit führen, hier näher auf diese 
Werke einzugehen, und wir müssen wegen des Einzelnen auf die reich- 
haltigen Notizen verweisen, welche Burekhardt in seinem Cicerone (S. 615 
bis 617) beibringt. Doch mögen wir uns nicht versagen diese Gräber im 
Ganzen mit seinen eignen treffenden Worten zu bezeichnen. "Sie geben, 
Lübke, Gesch- der Plastik. 33 
Römische 
Denkmäler.
	        
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