Drittes Kapitel
ägyptische Plastik zu beherrschen, (lasselbe phantastische Auskunfts-
mittel bei Darstellung überirdiseher Gestalten hier wie dort hinzuzutreten.
Erst bei näherem Zusehen werden wir inne, dass neben dieser grossen
Aehnliehkeit des Grundtones doch ebenso durchschlagende Verschieden-
heiten sich überall herausstellen. Suchen wir uns dieselben klar zu
machen.
Aus den Sehutthügeln von Nimrud, Khorsabad und Kujjundschik
sind ausgedehnte palastartige Anlagen zu Tage getreten, von denen
jedoch nur das untere Geschoss erhalten ist. Sie stellen sich als unregel-
mässige Complexe vieler verschiedenartiger Räume dar, von denen die
grössten und wichtigsten schmalen galerieartigcn Sälen gleichen. Alle
diese Räume sind im Innern mit mehreren Reihen von grossen Alabaster-
plattcn bekleidet, deren Flächen mit Reliefdarstellungen völlig bedeckt
sind. Sie bringen das Leben der assyrisehen Herrscher in einer Aus-
führlichkeit. vor Augen, welche den ägyptischen Monumenten in nichts
nachstcht, an Lebendigkeit und Natürlichkeit sie aber bedeutend über-
trifft. Besonders beliebt scheinen die Jagdscenen gewesen zu sein, die
immer von Neuem und mit lebendigem Interesse geschildert werden. Man
sieht den König von seinem Gefolge begleitet, wie er vom leichten zwei-
räderigen Wagen herab dem Büffel und dem Löwen naehsetzt. Meistens
Dic aus-
gegrahcnc:
DcnkmhIeI
Nim 1'114
liegt ein Thier, mit Pfeilen bUtlCCkt und aus mehreren Wunden blutend be-
reits am Boden hingestreckt, während sein Gefährte wutherfüllt den Wagen
illlfällil und von (leni rasch sieh zurückwendenden König den Todespfeil
empfängt (Fig. 13). Solche Sceneil, die uns daran erinnern, dass die
assyrischen Könige rechte Nachfolger des fabelhaften Nimrod waren,
sind mit aller Anschaulichkeit, voll Leben und Bewegung geschildert.
Die mcnscihlichen (lestalten, ein kurzer gedrungener zu 0rientalischei'