Erstes Kapitel.
Italienische Bildnerci im 15.
Jahrhundert.
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Trieb, den Weg in die Kunst der Renaissance. Als dann die paduani-
sehe Malerschule unter Squarcione und Iuehi- noch durch Mantegna ihren
Einfluss auf das benachbarte Venedig und dessen lllalerei auszuüben be-
gann, blieb auch die Bildhauerei nicht unberührt und ging um so schärfer
auf die Bedingungen des neuen Styles ein, als sie durch Donatellois
Wirken in Padua und mehrfaches Auftreten florentinischer Künstler in
Venedig in lebendigen Zusammenhang mit der tonangebenden toskani-
scheu Kunst gerieth. Die Hauptthütigkieit war auch hier der Aus-
Mr-hmückung der Grabmonumente gewividmet, welche bald im Sinne der
venezianischen Aristokratie den Charakteu- höchster Pracht und über-
wiegend einen weltlich vornehmen Ausdrucl: (erhalten.
zu den frühesten Meistern gehört seit der Mitte des Jahrhunderts
.42zl0ni0 Rizzo, wahrscheinlich aus einer venezianischen Steinmetzen-
tamilie hervorgegangeniit) Zuerst finden wir ihn neben Pielro Rizzo, der
vielleicht sein Vater war, bei dem Denkmal des Dogen Franeesco Foseari
(1457) im Chor von S. M. de' Frari. Hier mischt sich inuiunderlieher
Weise gothisehe Auffassung mit den Ideen der neuen Zeit, als deren Ver-
treter man wohl den jüngeren Meister zu betrachten hat. ln voller Ent-
schiedenheit bringt er die Renaissance an dem (irabmal des Degen Niecolo
Tron (1473-1476) in derselben Kirche zur (leltung. Während dort
der Verstorbene: noch in früherer Weise ruhig liegend (largestellt wvar,
steht er hier in der Hauptnische des in vier Stockwerken reich aufgebauten
Blonunnantes aufrecht, undlerst im dritten Geschoss folgt der von Tugend-
statuen umgebene Sarkephag mit der liegenden Gestalt des _Dogen. Der
plastische Aufwand ist hier schon ein enormer; ausser mehreren Medaillons
und andern Reliefs enthält das Werk neunzehn überlebensgrosse Statuen.
Der Styl der Figuren ist etwas eckig und hart, erhebt sich aber in der
Portraitstavt-ue zu kraftvoller Lebenswahrheit. Um dieselbe Zeit (vielleicht
schon 1471) arbeitete Antonio für den Dogenpalast, der Riesentreppe
gegenüber, die grossen lilarlnorstatilen von Adam und Eva, letztere in
unerfrculicher lllodellbefzmgenheit, erstere voll Ausdruck und Natur-.
Antonic
Ri zzrv.
gefühl.
Sodann folgt jene Reihe von Kiiilstlerilanien, welche unter die
Collectivbezeichnung der Lornbardi zusammengefasst werden, sei dies
nun blos die Andeutung des Vaterlandes oder zugleich eines wirklichen
Familienxferbandes. An der Spitze steht Pielro Lombarda, der gleich
den Uebrigen als Baumeister und Bildhauer thätig war. In seinen Ma-
donnen "und andern Heiligengestalten berührt er sich oft mit der treu-
Pictn.
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