Erstes Kapitel.
Italienische Bildnorei im 15.
Jahrhundert.
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erhebt sich reich geschmückt über einem Unterbau, an welchem Genien
mit Fruchtselinüren und ähnliche Motive antiker Dekoration auftreten.
Eine Nische auf Pilastern mit eleganten Arabesken fasst das Denkmal
ein. Den Hintergrimd derselben füllen Gestalten von Tugenden; in dem
krönenden Bogenfelde sieht man gewöhnlich ein von Engeln gehaltenes
Medaillen mit dem Brustbiltle der Madonna. Eins der prächtigsten Werke
dieser Art ist das von Antonio nach 1459 ausgeführte Grabmal des Kar-
dinals von Portugal in S. Miniato. Auf dem reichen Sarkophag liegt
die edel aufgefasste Statue des Verstorbenen; darüber zwei knieendc
Engel und in dem Bogcnfeldc eine mütterlich innige liladonna mit dem
Kinde, von schwebenden Engeln im Medaillen gehalten. Ein andres
Grabmal arbeitete er für Lyon, ein drittes für die Prinzessin Maria von
Arragonien (1470), welches in der Kirche Monte Oliveto zu Neapel in
der Kapelle Piccolomini steht. Auch hier ist die dekorative und figürliche
Plastik anmuthig, besonders die jungfräulich zarte auf dem Sarkophag
liegende Fürstin, die beiden schwebenden Engel zu ihren Seiten und die
huldvolle Madonna in dem Bogenfelde. Nur die Genien am Sarkophag
sind etwas befangen. An dem Altar daselbst sieht man ein Relief der
Geburt Christi, meisterhaft lebensvoll, reich an feinen Einzelzügen, dabei
klar angeordnet. In der Luft schwebt ein auf Wolken tanzender Engel-
ehor, acht iiorentinisiwh naiv und in den Gewändern etwas manierirt. Mit
Unrecht, wie mir däucht, schreibt man diese Arbeit dem Donatello zu.
Wahrscheinlich für ein ähnliches Grabmal gearbeitet ist ein lNIar1norrelief'
in den Uffizien. Zwischen dem h. Joseph und dem Engel, der die
Geburt Christi verkündet, sieht man die Jungfrau in Anbetung vor dem
Kinde. Der Ausdruck der Maria ist innig, das Christuskind naiv, aber
etwas verdriesslieh. Ein zweites Relief ebendort, dessen unbekannter
Meister wohl kein Andrcr als Antonio ist, zeigt die Maria mit dem Christus-
kinde und (lem kleinen Johannes. Das Kind greift liebkosend der ltIutter
ans Kinn; die reizende Composition ist wie ein Lorenzo da Credi in
Marmor. Nicht minder liebenswürdig cbendort eine kleine lliarmorstatile
des jugendlichen Johannes. Endlich arbeitete Rosselino mit Mino da
Fiesole an der Kanzel des Domes zu Prato.
Einer ähnlichen Richtung gehört Desirlerio da Seltigna-zzo, der ebenso
fein in seinen dekorativen, wie edel in den rein plastischen Arbeiten ist.
Sein Hauptwerk, das Grabmal des Carlo Marzuppini'in S. Croce, ist
ausser der herrlichen Ornamentik durch die edle Statue des Verstorbenen,
die reizenden wappenhaltcnden Genien, sowie die herzliche Madonna im'
Bogenfelde ausgezeichnet. Sein Schüler Mino da Ficsole (1400-1486),
mehr durch den Reiz seiner Dekoration und durch die. ausserordentliehe
Desiderio da
Settign ano.
Miuu da
Fiesole.