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Viertes B1
Piero Pol-
lajuolo.
Marmor-
arbeit.
Rnsselli
1498). Von Hause aus Goldschmied, arbeitete er mit jenem und anderen
Meistern an dem silbernen Altare des Baptisteriums, war aber daneben
auch als Bildhauer und Maler thätig. Vortretldieh in der Technik des
Ilrzgnsses und in feiner Durchführung der Gestalten, strebt auch er jener
scharf realistischen Formbezeichnung nach, die durch Donatello zur IAIerr-
sehaft gekommen war, neigt aber mehr als die übrigen Bildhauer zu einer
manieristisehen Uebertreibung. Dass er zu den jungen Künstlern gehört
habe, die Ghiberti bei Ausführung seiner späteren Thür für das Bap-
tisterium verwendete, lasst sich bei seinem damals noch sehr jugendlichen
Alter kaum annehmen, und so mag denn die gepriesene Wachtel an den
Fruehtschnüren der Einfassung, welche man ihm zusehreibt, wohl einem
anderen Künstler ihre Entstehung verdanken. Jedenfalls hat Ghibertfs
Styl Weniger auf ihn gewirkt als auf irgend einen der Zeitgenossen. In
den Uffizien sieht man von ihm das Bronzerelief des Gekreuzigten mit
den Marien und den Aposteln, eine tretfliche Arbeit, wenngleich etwas hart
imd scharf, von grosser Kraft der Empfindung, deren Ausdruck sowohl
dem Donatello wie dem Mantegila nahe steht. Von Innocenz VIII. nach
Rom berufen, arbeitete er das prächtige Grabmal von dessen Vorgänger
Sixtus IV. (T 1484), welches man jetzt in der Sacramentskapelle von
S. Peter sieht. Recht charakteristisch ist die liegende Bronzestatue des
Papstesi in den allegorischen Figuren der Tugenden herrscht eine manie-
ristisehe Auffassung und eine kleinlich bunte Behandlung der Gewänder.
Das Denkmal tragt die Jahreszahl 1493. Um dieselbe Zeit entstand
ebendort das Grabmal Innocenz VIII. an einem Pfeiler im linken Seiten-
sehitii Es enthält unten die liegende, oben die sitzende Statue des Papstes,
dabei in Nischen die vier Kardinaltugenden und im Bogenfelde darüber
Glaube, Liebe und Hoffnung;
Von dem jüngeren Bruder Antonios, Piern l)0lld_j'lt0l0, sieht man
am Taufbecken in S. Giovanni zu Siena eine Reliefdarstellung vom Gast-
mahl des Herodes, ebenfalls in einem herben Style, aber voll dramatischen
Lebens.
Gegenüber diesen hauptsächlich im Erzguss thätigen Meistern liegt
der Schwerpunkt einer andern Reihe florentinischer Bildhauer in der
Marmorarbeit. Den Bedingungen dieses milderen Materials entsprechend,
sind sie durchweg minder hart realistisch als jene und stehen in Auffassrmg
und Formgefühl d'en Robbia naher. So Antonio Rossellmo (1427 c. 1490),
der in mehreren Grabmälern sich durch geschmackvolle Komposition und
technische Vollendung auszeichnet. Durch ihn und mehrere Künstler von
verwandter Richtung wurde in dieser Zeit die neue Form des Grab-
denkmals für Florenz und das übrige Italien festgestellt. Der Sarkophag