Erstes Kapitel.
Italienische Bildnerei im 15.
Jahrhundert.
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fclde darunter steht der Heilige in einer Glorie von schwebenden in weib-
lichen Gewändern, auf Geige, Triangel und andern Instrumenten musizi-
renden lüngcln. In diesen Gestalten ist der Eintiuss der gleichzeitigen
Horentiner Malerei an der übertriebenen Detaillirung, den bunt ilattcrndcn
Gewändern zu erkennen. Dabei erinnern die Köpfe in der Form an die des
Sandro Botticelli. Das Ganze ist ein Hauptbeislwiel für die verschwen-
derisch reiche Dekoration der Frührenaissanee.
Endlich gehört der grosse Fries des Hospitals zu Piste j a, seit 1525
ausgeführt, zu den glänzendsten Beispielen der späteren Blüthe dieses
Styles, der hier zugleich in reicherer Farbenalnvenduiig auftritt. 'Er
schildert in lebendigen See-neu die sieben Werke der Barmherzigkeit und
zeigt trotz der figurenreichen Darstellung und der volleren Färbung noch
immer dieselbe feine Beobachtung des Reliefstyls, welcher die früheren
Werke der Robbia auszeichnet.
Fries zu
Pistoja.
Die Mehrzahl der übrigen Zeitgenossen geht, von dem höheren Affekt
und der Charakter-vollen Kraft Donatellds fortgerissen, in den von ihm
betretenen Bahnen weiter. Doch ist kein selavisehes Anschliesscn, sondern
mehr die verwandte Geistesrichtung bei (ler lilehrzahl das Bestimmende,
sodass Jeder in selbständiger Weise den Drang der Zeit nach erschöpfen-
der Darstellung des Lebens erfüllt. Donatellds Bruder igiznovzc de" Bette
Bardz" goss die eherne Grabplattc Papst ltlartins V. (T 1431) in S. Gio-
vanni in Laterano zu Rom, ein Werk von tüchtiger Charakteristik. S0-
dann arbeitete er dort mit einem andern Schüler Donatellds, Anlonio
Filarele, die Bronzethür am Ilauptportal von S. Peter (seit 1439). Sie
enthält in einzelnen Feldern die Reliefgestalten Christi rnid der Maria,
sowie der Apostelfürsten, verehrt von dem knieenden Papst Engen IV.;
ausserdem Secnen aus dem Leben Christi und das Martyrium (ler beiden
Apostel. Die Einzelgestalten sind minder bedeutend, die historischen
Darstellungen (lagegen voll Lebensfrische..- Das prachtvolle Bronzegitter
an der Kapelle dclla Ointola im Dom zu Prato mit seinen herrlichen
Arabesken, Laubwerlä samuit menschlichen Figürehen, Vögeln und andern
Thieren, von bezaubernder Eleinheit und Schärfe der Ausführung, ist mit
"Unrecht dem Simone zugeschrieben werden. Auch jlliclzelozzo, der treff-
liehe Baumeister, steht seinem Meister Donatello, als dessen Gehülfen wir
ihn bereits kennen lernten, in der Auffassung nahe, doch ohne unselbst-
ständig zu werden. Am Grabmal Johanns XXIII. im Baptisterium ist die
tretfliehe Figur des Glaubens von ihm. ln der Galerie der Uffizien
sieht man das IIoehreliefbild eines Johannes des Tanfers, ebenfalls von
seiner Hand. Seine Hauptthätigkeit gehört jedoch der Architektur. Zu
den tüehtigercn Schülern Donatellds zahlt sodann AYuzni di Banco. Er
Liibkc, GUSCll. der Plastik. 32
Nachfolger
Donntclloiw.