496
Viertes Buch.
Genien mit Guirlanden. In S. Miniato schmückte Luca die ganze Kapelle
des Kardinals von Portugal an ihrer Wölbung mit Reliefs; ebenso in S.
Croce die Wölbungen des Innern und der Yorhalle der Capella Pazzi.
Als Luca's Schüler und Nachfolger nahm sein Neffe flndrezz
(1437-1528) samnit seinen Söhnen Giovamzi, Girolam-o, Luca und
Ambrogio an den Arbeiten der Werkstatt Theil. Es ist schwer, wenn
nicht unmöglich, bei der Menge der WVerke den Antheil der Einzelnen zu
sondern; denn mit einer Stetigkeit, die inmitten der regen Entwicklung
der übrigen toskanischen Kunst um so merkwürdiger erscheint, halt die
Schule an dem gegebenen Style fest und bringt bis tief in's sechzehute
Jahrhundert hinein eine Fülle von Werken hervor, die im Ganzen die
schöne Empfindung und die reinen Formen bewahren. Auch jetzt ist die
Lcbensfülle bewundernswürdig, welche der so naheliegendcn Gefahr con-
ventioneller Wiederholung widersteht und den eng begrenzten Aufgaben
stets neue Motive abzugewinnen wciss. Zu den anziehendsten Werken
Andrea's gehören die Medaillons mit Heiligenbildern an der Halle, gegen-
über S. M. Novella; ferner ebendort die Thürlünette mit S. Dominiclis
und S. Franciscus; vor allen die köstlichen Wickelkinder in den Medaillous
an der Halle der Innocenti, unvergleichlich heiter in ungesuchter Man-
nichfaltigkeit. Von ihm sind ferner die drei Altäre in der Madonnenlurpelle
des Domes von Arezzo, die wieder zum Schönsten dieser Art gehören.
Trefflich ist auch die Lünette am Portal des Domes von Prato, ÄMaria
mit zwei Heiligen enthaltend; ähnlich die Madonna mit Engeln über dem
Hauptportale des Domes zu Pisto j a. Von seinen Söhnen ging der jüngste,
Girolunzo, der nicht blos in Terrakotten, sondern auch in Erz und Marmor
arbeitete, nach Frankreich und fertigte für Franz I. im Schlosse hiadritl
(ehemals im Bois de Boulogne gelegen) viele plastische Werke, war dann
in Orleans und anderen Orten thätig. Luca war namentlich geschickt in
Herstellung prächtiger Fussböden aus glasirten Terrakotten. Von ihm
waren die jetzt fast völlig zerstörten Filssböden in den Rafaelischen
Loggien des Vatican. Von Giovanni endlich existirt ein prachtvolles
Hauptwerk vom Jahre 1521 in der Kirche des Klosters S. Girolamo delle
Poverine zu Florenz: die Geburt Christi mit verschiedenen Heiligen und
vielen Engeln (larstellend.
Zwei andere florentinei- Künstler, die Brüder Oltaviano und Ayoslinn
(Ii Duccio schlossen sich ebenfalls der Thätigkeit Luczfs an. Agostino
schmückte 1461 die Fagade des Oratoriums S. Bernardino in Perugia
mit Tlerrakotten und Man sieht hier einzelne Seenen aus
der Geschichte des Heiligen, lebendig bewegt in klarem Reliefstyl. Im
Giebelfeltle thront Christus, von anbetemlen Eilgeln umgeben; im Bogen-