lärstes Kapitel.
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lndurt.
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walt der Leidenschaft mit schneidender Herbigkeit. Aber seine Kühnheit
wird durch die energische Wahrheit des Ausdrucks so ergreifend, kommt
so sehr dem schöpferischen Drange der Zeit entgegen, dass sie den mil-
deren Geist Ghibertiis bald in Schatten stellt. Donatello ist hierin eine
ähnliche Erscheinung, wie früher Giovanni Pisano und später Michelangelo.
Der Eintiuss des Meisters war um so grüsser, als er mit bedeutender
Schöpferkraft in Florenz wie in Oberitalien eine grosse Anzahl von Werken
hervorbrachte. Dazu kam noch die grösste Manniehfaltigkeit, da er in
heiligen wie in profanen Gegenständen, in Reliefcompositionen, grossen
Statuen wie kleineren Werken, in Bronze, Marmor und Holz gleich geschickt
war, Heiligengestalten, Grabmaler und Bildnisse in unermüdlichem Fleiss
henforbrachte. Seine Begeisterung für das Studium der Antike war ebenso
gross, wie sein Streben nach steter Vervollkommnung. Als die Paduaner
ihn zu sehr mit Lobsprüchen überhäuften, sagte er, es sei für ihn Zeit.
nach Florenz zurückzukehren, denn bei alle dem Lob werde er noch Alles
vergessen, was er wisse; der Tadel in Florenz sei erspriesslicher für die
Kunst. Und gewiss lag in der kritischen Schärfe, welche bei den Floren-
tinern zu Hause war, ein wirksamer Sporn für alle strebenden Geister.
Zu seinen frühesten Werken gehört das Sandsteinrelief der Verkün-
digung, im rechten Seitensehitf von S. Croce zu Florenz. Hier wett-
eifert er in Adel und Anmuth mit (lhiberti. Der lüngcl ist liebenswürdig,
herzlich und dringend, Maria, die sich scheu abwendet, hat einen Zug
rührender Innigkeit. Anmuthig sind auch die Marmorreliefs tanzender
Kinder von der Orgelbrüstung des Domes, jetzt in der Galerie der Uffi-
zien. Von höchster Lebendigkeit in Bewegung und Ausdruck, zeigt sich
in ihnen ein Geschick der Composition, dass der Reigentanz sich klar im
Relief ausspricht, indem die vordere Reihe sich fast frei von der Fläche
löst. Manches Uebertriebene und Unsehöne nimmt man bei so viel naiver
Kraft der Empfindung schon in den Kauf. Gedräingter, unruhiger und
unschöner sind die tanzenden Kinder an der üusseren Kanzel des Domes
zu P rato, welche er nach 1434 mit Miclzelozzo arbeitete; doch auch hier
finden sich einige tretfliche Motive. Welche Wege seine Kunst einschlagen
würde, deutete er schon früh durch das in Holz geschnitzte Cruzifix an,
das seinen Freund Brunellesco zu dem Ausspruch veranlasste, er habe
nicht Christus, sondern einen Bauern an's Kreuz geschlagen. Man sieht
das Werk in der Capella Bardi in S. Croce.
Im Uebrigen ist Donatello gleich den meisten seiner tlorentinischen
Zeitgenossen mit besonderer Vorliebe Bronzearbeiter. Dieser Umschwung
aus der früheren Epoche, in welcher die hIa1'morseulptur überwog, er-
scheint nicht Oilllü tiefere Bedeutung; denn gerade die Bronze ist mehr