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Viertes Buch.
Sibyllen in der inneren abgeschrägten Thürlaibung; minder bedeutend,
aber doch amnuthig die Madonna sammt zwei Bischöfen im Bogenfehle,
sowie die fünf Geschichten aus der Kindheit Christi am Architrav. Das
Ganze ist ein vollständiger Sieg der neuen Auffassung, die Meisterschöpfung
Jacopds und eine derfrischesten, anziehendsten Arbeiten der Zeit. Und
wie früher toskanische Künstler in Bologna und anderen Orten den Styl
des 13. und 14. Jahrhunderts nach Oberitalien einführten, so sind es jetzt
diese wichtigen Arbeiten, welche die neue Richtung auch in diesen Ge-
genden anbalmen. Endlich ist als vereinzeltes, mit Wahrscheinlichkeit
dem Meister zugrasrrliriebenes Werk das in Thon gebrannte und bemalte
Medaillonrelief einer Madonna mit dem Kindc im Museum zu Berlin an-
zuführen.
Quereizfs Einliuss erkennt man zuerst an zwei Professorengräbern
im Chorumgailg von S. Giaeomo maggiore zu Bologna. Die Anordnung
der früheren Denkmäler dieser Art (S. 460) ist beibehalten, aber im Sinne
der ltenaissztnee umgebildet. Das einfachere, im Styl der Figuren beson-
ders edle, ist das Grab des Medieiners Niecolo Fava vom Jahre 1439.
Ein Nachfolger Jaeopds war sodann der aus Bari in Apulien gebürtige,
in Bologna ansässige jViccolö '(lell' Arca (H1495), so zubenannt wegen
seiner Arbeiten an der Area des 11. Dominieus in S. Domenieo. Ihm
gehören mehrere der anziehenden Statuetten des Deckels an, die er nach
1469 ansführteä). Früher (nach 1458) hatte er das bemalte Hoehrelief
des lännibale Bentivogiio in der Kapelle dieser Familie zu S. Giaeomo
daselbst gefertigt. Der Verstorbene ist eine lebenswahre Gestalt, auf
kritftigem Ross einhersprengend. Minder bedeutend ist das grosse in
Thon gebrannte und ehemals vergoldete Hoehrelief einer Madonna am
Pal. Pubblieo vom Jahre H78.
In Florenz begründete, ungefähr gleichzeitig mit Quereia, Lorenzo
Gleilßerti (1381 -1455), ebenfalls Sohn eines Goldsclnniedes, den neuen
Styl. Auch er knüpft an die frühere Auffassung an und behält zuerst die
klare Anordnung und den edlen Gewandfiuss der gothischen Epoche bei.
Aber indem er nach einer tieferen Begründung, einer vollkeniinenen Durch-
bildung strebt, gewinnen die Gestalten ein neues Leben, und die Gewänder
bezeichnen mit treffliehcil Motiven den Bau, wie die Bewegung der Kijrper.
Wunderbar iiiessen die Anklänge des got-hischen Styles, die Ergebnisse
eines schärferen Natur-Studiums und die Anschauung der Antike in seinen
Werken zu einer Ilarmonie zusammen, in welcher Adel der Linienführung
und Feinheit der Empündung sich verschmelzen. Fast ausschliesslieh
Lcmonn.
29 Note