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Drittes Buch.
S. Dumm
Gräber i
S. Chinrl
sich nichts Bestimmtes darüber nachweisen. Am meisten zeugt wohl der
Osterleuehtei- in S. Domenieo mit den neun allegorischen Figuren, welche
seinen Schaft tragen, von direktem pisanischen Einfluss. Im Uebrigen
ergeht sich .die neapolitanische Sculptur in einer etwas schweren und
stumpfen Aneignung des in Toskana ausgebildeten Styles. Ihre Thatigkeit
besteht fast anssehliesslich in Herstellung von (jrabmälern, nach immer
wiederkehrender, bald einfacherer, bald reieherer Anordnung. Dieselben
Tugenden und sonstigen allegorischen Wesen als Träger des Sarkophags,
dieselben Reliefgcstalten in ziemlich monotoner Wiederholung und einem
weder durch höhere Lebendigkeit, noch durch feinere Aninuth hervor-
ragenden Styl. Ucber die Künstler, welche diese Werke gesohalfen, liegen
bis jetzt keine Forschungen vor. Für das 13. Jahrhundert nennt man
einen älteren, für das 14. einen jüngeren Masuccio als beinahe mythi-
schen Collectivnamen. Zunächst enthält S. Domenico mehrere solcher
Gräber: in der ersten Kapelle rechts das Denkmal eines Bischofs, das von
vier befangenen allegorischen Figuren auf den Schultern getragen wird.
Die Gestalt des Verstorbenen hat der Künstler ganz nach vorn gewendet,
um den vollen Anblick des Gesichts zu gewähren. In der siebenten Ka-
pelle ist das Grab der Gräfin Johanna von Aquino vom Jahre 1345 hand-
werksmassig roh gearbeitet; weit besser daselbst das Denkmal eines
Christoph von Aquino vom Jahre 1342. Die tragenden Figuren sind recht
edel, die Reliefgestalt der Madonna mit dem Kinde vor einem von zwei
Engeln znrückgesehlagenen Vorhang, umgeben von vier Heiligen, zart
und innig. Die nach vorn gewendete Statue des Verstorbenen zeigt sich
mit gekreuzten Armen, einfach, in schöner Ruhe des Todes. Unter den
zahlreichen Gräbern der Anjou-Fürsten in S. Chiara ist das I-Ianptwverk
der Zeit das grosse Denkmal König Roberts (I 350) hinter dem Hochaltar;
viele kleinere sind zu beiden Seiten in den Krcnzschiüen aufgestellt. Die
Anordnung ist die herkömmliche mit einem Baldachin auf zierlichen Säu-
len; mit allegorischen Figuren und anderem bildlichen Beiwerk, mit der
liegenden Gestalt des Verstorbenen, vor welcher zwei Engel den Vorhang
zurückziehen. Die Arbeit erhebt sich nirgends über das gewöhnliche Ni-
veau des Zeitüblichen. Von ähnlicher Art in S. Lorenzo mehrere Grab-
maler des Hauses Durazzo, sowie das Denkmal des (lurch Iindxxiig von
Ungarn 1347 ermordeten Königs Karl. Ferner in S. M. donna regina
das Denkmal der Königin Maria von Ungarn, Mutter König Roberts (T 1 323).
Den Styl dieser Werke iepräsentirt recht gut die im Klosterhofe des
Carmine befindliche Statue der Mutter des unglücklichen Konradin,.Kai-
serin Elisabeth (Fig. 151). In der Hand halt sie das Geld, mit welchen]
sie vergeblich das Leben ihres Sohnes erkaufen wollte.