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Drittes Buch.
Dogenpal ast.
Porta della
Carta.
Heilige, in der Mitte beiderseits die liladonna mit dem Kinde, das sie in
zärtlicher hlutterliebe anschaut. Weiter scheinen zwei Grabdenkmäler in
S. Giovanni e Paolo hierher zu gehören. Das eine, für J aeopo Cavalli
1394 errichtet, tragt den Namen des Bildhauers „Polo, nato de Jacomell";
das andere, dem Dogen Antonio Venier gewidmet (1400), erinnert in den
drei über dem Sarkophag angebrachten Statuen an jene Bildwerke in
San Mareo. Derselben Werkstatt gehört sicher unter den zahlreichen
Grabdenklnalern der dortigen Kirchen manches an; von andern Werken
sei nur noch die anziehende Madonna mit dem h. Mareus und Johannes
dem 'l"aufer über dem Portal, welches zum Platze der Kirche S. Zacearia
führt, sowie das Portalrelief am nördlichen Querschitf von S. M. de' Frari
erwähnt.
Die mittelalterliche Auffassung bleibt in Venedig langer in Kraft
als im mittleren Italien. Sie kann noch 1438 bei dem abermals be-
gonnenen Bau des Dogenpalastes sich in einer Reihe prächtiger Werke
aussprechen, mit denen dann der frühere Styl auch hier sein Ende
erreicht. Diese Arbeiten knüpfen sich an den Namen einer zweiten be-
deutenden Künstlerfamilie Venedigs, die Bon oder Buoni genannt. In
jenem Jahre wird am 10. November ein Contrakt mit Giozxanni Bon und
seinem Sohne Barlolomaneo gemacht, welche für den Preis von 1700
Ducati die grosse Pforte des Dogenpalastes, d. h. die Porta della Carta
errichten sollen; 1443 ist dies Werk vollendet, aber die Ausschmückung
des Palastes scheint noch durch die folgenden Decennien fortgesetzt
worden zu sein; denn 1.463 überträgt der Senat dem liIeisterBartolommeo
Bon, das Wenige zu vollenden, was an der Faeade des Palastes noch
fehlet). Die vier Tugenden am Portale, sowie oben die nackten Kinder-
gestalten, welche die Wappen halten und jene andern, welche lustig
zwischen dem gothisehen Laubwerk umher klettern, zeigen in schönster
Weise den Uebergang in die Auffassung der Renaissance, während die
schwebenden Relieffiguren der Engel, die im Giebelfelde das Medaillen
mit dem Bilde des h. Marcus halten, sich mehr dem gothischen Styl
anschliessen. So bekunden denn auch die Marmorgruppen an der be-
nachbarten Ecke des Dogenpalastes, unten das Urtheil Salomds, oben
der Erzengel Gabriel, eine Neigung zum Styl des 15. Jahrhunderts,
obwohl" hier das gothische Element in Linienzug und Empfindung noch
stark hineinklingt. Wann und von wem diese Arbeiten ausgeführt wurden,
ist nicht bekannt. Wohl aber können wvir einige frühere Werke Barto-
lommeo's nachweisen, die seinen Uebergang aus dem älteren Styl in den
M ulll es ,