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Drittes Buch.
jede Scenc mit wenig Figuren in klarer Anordnung überaus lebendig
erzählt ist (Fig. 150). Die Gesetze des echten lteliefstyles sind hier
gleichsam neu entdeckt, die Gestalten richtig empfunden und die Ge-
wänder in edlem Flusse behandelt. Wahrhaft bewundernsxriirdig ist der
M0lSt61' in dem Geschick, jeden Vorgang mit den bescheidensten hlittcln
und in maassvollei- Anordnung vollkommen anschaulich, ja dramatisch
bedeutsam zu entwickeln. Auch die acht Reliefliguren der Tugenden in
den unteren Feldern sind ausdrucksvoll belebt. So gehört das ganze
Werk zu den reinsten und schönsten Erzeugnissen mittelalterlicher
Kunst.
Nino Plsano.
[Tnter den jüngeren Ausläufern der toskanisehen Sehule ist Andrea's
Sohn iVino Pzivano einer der anziehendsten, besonders durch edle pla-
stische Entwicklung der Gewänder. ln Santa Caterinai zu Pisa sieht
man von ihm das prächtige Grabmal des Erzbisehofs Simon Saltarelli
vom Jahre 1352. Die Gestalt des Verstorbenen ist würdig, einfach:
zwei lieblich lächelnde, aber etwas gezwungen bewegte Engel heben die
Vorhänge auf. Am Unterbau sind in lebendigen Reliefs Seenen aus seinem
Leben dargestellt, besonders anziehend (lurch die feine Behandlung (ler
Gewänder. Am Oberbau erscheint die Madonna, schwungvoll und edel:
minder bedeutend die beiden längel und die Statuen von zwei Ordens-
geistliehen. Dieselbe Kirche enthält in der südlichen Seitenkapelle eine
Darstellung der Verkündigung vom Jahre 1370; ebenfalls fein und an-
muthig, namentlieh der Erzengel Gabriel. Für S. Maria della Spina
arbeitete er die liebenswürdige Madonna, die das Kind säugt, sowie für
den Hauptaltai- (lerselben Kirche die Statuen des h. Petrus, des Täufers
Johannes und der Madonna. In diesen Werken fällt mehr als in anderen
italienischen das stark Ausgesehwungene, etwas Manierirte der Stel-
lung auf. Auch macht sieh schon ein Hang zu realistischem Detailliren
fühlbar.
Profes soren-
gräher.
Andere
Meister
'l'oscnnu's.
Von den in Italien häufig vorkommenden Professorengräbern enthält
der Dom zu Pistoja, rechtsvom Eingang, eins der frühesten. Es datirt
vom Jahre 1337 und stellt in einer Spitzbogennisehe den Reehtslehrer
Cino dar, sitzend und umgeben von Zuhörern. Darunter ist am
Sarkophag der Professor noch einmal auf seinem Katheder angebraeht,
und vor ihm sitzen auf drei Bäinkeen die Studenten, in Welchen der Aus-
druck aufmerksamen Zuhörens manniehfaeli und naiv gesehildert ist.
Ein Meister Cellino hat das Werk nach der Zeichnung eines sienesisehen
Künstlers gearbeitett). Andere ebenfalls nicht bedeutende Bildhauer
Ahgch. bei Uicognzrrrz I.