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Drittes Buch.
Madmmna
ielln Spimw
zu Pisa.
Altar Z1
Arezzo.
Kanzel i
Pistoja.
die trefflichste unter ihnen jene berühmte "liladonna del Fioreu zwei-
ten Südportal des Doms zu Florenz (Fig. 149). Grossartig, in königlicher
Würde steht sie da, in der Rechten eine Blume, auf der Linken ihr Kind
tragend, auf das sie mehr gedankenvoll als gefühlvoll den Blick richtet.
Von der gebogenen Haltung, welche die nordischen liladonnenstahien
dieser Zeit als verstärkenden Ausdruck der Empfindung haben, ist hier
nur ein leiser Anklang gegeben. Die Gexw'ä_i11(lei' sind edel geordnet, in
freiem Wurf, der ebenfalls von dem mehr conventioncllen Zuge (leutseher
und französischer Madonnen abweicht. Kein sentimentaler Hauch, kein
Streben nach dem Ausdruck seelenvollei- Innigkeit ist hier zu spüren.
Dennoch fesselt das Werk durch die Hoheit und den Adel der Erscheinung.
Noch vor jenen Werken arbeitete Giovanni an der Ausschmückung
der kleinen Kirche S. Maria della spina zu Pisa, deren Statuen zum 'l'heil
trefflich, zum Theil geringere Gesellenarbeit sind. Sodann baute er
denn er war gleich seinem Vater auch ein tüchtiger Architekt das he-
rühmte Campo Santo daselbst, und begab sich 1286 nach Arezzo, um
dort den Hochaltar des Domes auszuführen. Es ist ein aus vielen kleinen
Reliefs und einzelnen Figuren kunstreich zusammengesetztes Werk, das
in der Mitte die Statuen der Madonna und der hh. Gregor und Donatus,
des Schutzheiligen der Stadt, enthält, dessen Geschichte die Reliefs erzäh-
len. Die Compositionen sind trefflich, voll Charakter und Leben, die Fi-
guren in dem weich fliessenden Linienzuge gothischer Plastik durchgeführt.
Bei der Ausarbeitung standen dein Meister, wie Vasari erzählt, deutsche
Gehülfen zur Seite, die ihn dann auch nach Orvieto begleiteten. Mit Recht
hat man darauf hingewiesen, dass Giotto den Werken Giovannfs, vor
Allem diesen Altarsculpturen viel zu danken habe. In der That liegen
hier die Keime zum Style jenes grossen Meisters.
Dann folgt die im Jahre 1301 vollendete Kanzel in S. Andrea zu
Pistoj a, nach dem Vorgange der beiden früheren von Pisa und Siena
aufgebaut und geschmückt. Sechs Säulen von rothem Marmor und eine
mittlere tragen den Bau; drei dieser Säulen ruhen wieder auf einer Löwin
mit Jungen, einem Löwen, der ein Lamm zerreisst, und einem knieenden
Manne; die Mittelsäule auf zwei Adlern und einem Löwen. Auf den Ka-
pitälen stehen weibliche Figuren allegorischen Charakters; neben ihnen
sind die Zwickel von Propheten mit Spruchbandern ausgefüllt, Alles in
frei bewegteln Styl, hie und da noch mit antiken Nachklängen. Ueber
dieser Region zieht sich die Brüstung mit ihren Reliefs hin. Sie, enthalten
die Geburt Christi, die Anbetung der Könige, den Kinderlnord, die Kreu-
zigung und das jüngste Gericht. Es sind also die 8011011 öfter behandelten
Gegenstände, aber ungleich überfüllter in der (Jomposition, unruhig, natu-